Das Praktikum im Jurastudium: So findest Du die beste Stelle für Dich!

14.11.2024| von Dr. Robert König

Pflichtpraktika sind eine Zulassungsvoraussetzung für das 1. Examen

Bis zur 1. juristischen Staatsprüfung müssen alle angehenden Rechtswissenschaftler drei Monate Pflichtpraktika absolvieren. Dies gilt in allen Bundesländern und jeder rechtswissenschaftlichen Fakultät (§ 5a Abs. 3 DRiG). Die genauen inhaltlichen Anforderungen an die Praktika, damit diese anerkannt werden, musst Du Deiner jeweiligen Prüfungsordnung entnehmen! In manchen Bundesländern muss man z.B. eine bestimmte Zeit in der Verwaltung verbringen.
Tipp: Du solltest Deine Praktikumszeit komplett abgeleistet haben, bevor Du mit der Examensvorbereitung beginnst! Nicht wenige Studenten schieben die Praktika vor sich her und verlieren dann am Ende kurz vor dem Examen wertvolle und notwendige Lernzeit.

Begreife das Praktikum im Jurastudium als Chance

Den einen oder die andere mag es nicht sonderlich motivieren, ein Praktikum zu machen. Schließlich hat man während der vorlesungsfreien Zeit in den Semesterferien ohnehin - dank der Hausarbeiten - wenig Zeit für Urlaub und Freizeit.
Man kann sich natürlich, sofern man im Familien- und Freundeskreis Juristen hat, einfach ein Praktikum bescheinigen lassen, ohne dieses tatsächlich angetreten zu haben. Das ist natürlich nicht erlaubt, aber letztlich nicht nachweisbar.
Dennoch ist diese Vorgehensweise in meinen Augen keine gute Idee! Du solltest vielmehr das Pflichtpraktikum als Chance sehen! Durch die Praktika hast Du endlich die Möglichkeit, im Hinblick auf die spätere berufliche Zukunft in unterschiedliche juristische Berufsfelder hineinzuschnuppern. Nutze diese Möglichkeit! Auch die meisten anderen Juristen aus meinem Freundeskreis blicken im Nachhinein positiv auf ihre Praktika zurück. Und keine Angst, die meisten Ausbilder sind nett und darum bemüht, dass Du als Praktikant eine angenehme Zeit hast und etwas lernst.
In diesem Artikel soll es daher darum gehen, wie Du die für Dich persönlich besten Praktikumsplätze findest!

So findest Du die besten Praktikumsstellen!

Um die für Dich beste Praktikumsstelle zu finden, solltest Du Dir die folgenden Fragen stellen:

1. Pflichtpraktikum im Zivilrecht, Strafrecht oder öffentlichen Recht?

Als Erstes musst Du Dir darüber im Klaren sein, in welchem Rechtsgebiet Du das Praktikum ableisten möchtest. Wähle dasjenige Rechtsgebiet, welches Dich am meisten interessiert und wo Du Dir vorstellen kannst, später zu arbeiten. Sei Dir aber darüber bewusst, dass jedes der drei großen Rechtsgebiete facettenreich ist. 
Beispiel: Dich interessiert Dich für das Strafrecht. Du machst ein Praktikum bei einem Fachanwalt für Strafrecht in seiner Kanzlei, bist aber von der praktischen Arbeit wenig angetan. Dann solltest Du nicht das Strafrecht an sich, sondern nur die Arbeit als Strafverteidiger ausschließen. Wenn Du strafrechtlich interessiert bist, kommen noch sehr viele unterschiedliche Berufe (z.B. Staatsanwalt, Richter oder als Jurist in einer Justizvollzugsanstalt) in Betracht. Nutze einfach das nächste Praktikum, um weitere Erfahrungen zu sammeln.

2. Wirtschaft (Anwalt oder Unternehmen) oder im öffentlichen Dienst?

Die nächste grundlegende Weichenstellung ist, ob Dich eher der öffentliche Dienst oder die Privatwirtschaft interessieren. Wenn Du Dir - wie die meisten Studenten zu Beginn des Studiums - unsicher bist, nutze die 3 Monate Praktikumszeit, um sowohl in die Wirtschaft (Rechtsanwalt, Rechtsabteilung im Unternehmen, Verbände usw.) als auch in den öffentlichen Dienst hineinzuschnuppern.
Tipp für den öffentlichen Dienst: In manchen Bundesländern gibt es spezielle Praktika, die es Dir ermöglichen, in diversen Bereichen des Justizdienstes hineinzublicken. Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz hat hierfür z.B. das sog. Basispraktikum  eingeführt. Dieses dauert 4 Wochen, mit jeweils einer Woche bei der Staatsanwaltschaft, einem Zivilgericht, einem Strafgericht sowie einer weiteren Woche bei einem Arbeits-, Sozial- oder Verwaltungsgericht. Vertiefte Einblicke in die spätere berufliche Praxis bekommst Du dabei durch begleitende Vorträge, Hausführungen sowie Informationen zu den späteren beruflichen Möglichkeiten.

3. Jura-Praktikum an Deinem Wohnort oder ein Praktikumsplatz im Ausland?

Die nächste Frage, die Du Dir stellen musst, ist diejenige nach dem Praktikumsort. Am einfachsten ist natürlich ein Praktikum direkt an Deinem Studienort. Aber Du kannst die praktische Studienzeit auch nutzen, um einige Wochen in einer anderen Stadt im Inland oder Ausland zu verbringen. So kannst Du das Notwendige mit einem schönen Urlaub verbinden.
Ich persönlich rate immer dazu, zumindest einen der drei Monate Pflichtpraktikumszeit im Ausland zu verbringen. Die in einem Auslandspraktikum gemachten Erfahrungen und der "Blick über den Tellerrand" sind wertvoll für Deinen Lebenslauf und auch persönlich sehr bereichernd.
Beispiel: Ich selbst habe z.B. ein Praktikum bei einem politischen Think-Tank in Montevideo, Uruguay, gemacht, was eine wunderschöne Erfahrung war. Auch war es eine super Möglichkeit, dem deutschen Winter zu entfliehen.

4. Arbeiten oder entspannen beim Jura-Praktikum?

Schließlich musst Du für Dich die Frage beantworten, ob Du eher viel arbeiten willst (ggf. in einer bezahlten Praktikumsstelle - die meisten sind jedoch ohne Vergütung) oder ob Du nur etwas in einen juristischen Beruf hineinschnuppern und Dich ansonsten eher entspannen willst. Um keine böse Überraschung zu erleben, sollst Du Dir zuvor darüber im Klaren sein, wie viel Einsatz von Deiner zukünftigen Praktikumsstelle verlangt wird und wie lange Du dort je Arbeitstag anwesend sein musst.
Tipp: Bei Praktika an Gerichten oder in der öffentlichen Verwaltung bleibt meistens noch genug Zeit am Tag, um nebenbei die Hausarbeiten zu schreiben.

Wann ist der beste Zeitpunkt für die praktische Studienzeit?

Je früher man ein Praktikum macht, desto schneller können die gesammelten Eindrücke das weitere Jura Studium beeinflussen, beispielsweise bei der Entscheidung für einen Schwerpunkt.
In fortgeschrittenen Semestern besteht die Möglichkeit, vermehrt spezialisierte Aufgaben eigenständig zu bewältigen. Praktikumsangebote in großen Anwaltskanzleien sind oft für Studierende ab dem fünften Semester oder jedenfalls mit bestandener Zwischenprüfung gedacht; erlauben jedoch die Beteiligung an Schriftstücken oder Expertisen.
Die Praktika sollten in jedem Fall erledigt sein, ehe man sich der direkten Vorbereitung auf das Staatsexamen (Schwerpunktbereich und staatlicher Teil) widmet.

Fazit zum besten juristischen Praktikum

Man kann es nicht oft genug betonen, dass es nicht das beste juristische Praktikum gibt, sondern Du Deine Praktikumsstelle nach Deinen eigenen Präferenzen wählen solltest. Ich hoffe, dass Dir unsere kleine Einführung dabei geholfen hat.
Wenn Du Dich in Jura verbessern möchtest, ist das Individual Repetitorium der Kraatz Group, der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie Dein erster Ansprechpartner.
Melde Dich gerne bei uns für einen kostenlosen Beratungstermin oder eine Probestunde. Dazu kannst Du auch das Kontaktformular nutzen.

Dr. Robert König
 


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