Das Wichtigste zum integrierten Bachelor of Laws (LL.B.)

05.06.2024 | von Dr. Robert König

Was ist ein integrierter Bachelor?

LL.B. steht für „legum bakkalaureus“, was aus dem Lateinischen übersetzt „Bachelor der Rechte“ heißt.
Der Bachelor of Laws ist ein berufsqualifizierender Abschluss, den Du, sofern Deine Uni ihn anbietet, nach einem dreijährigen Studium der Rechtswissenschaften erhältst. Obwohl er in Deutschland nicht für die volljuristischen Berufe qualifiziert, eröffnet er dennoch zahlreiche interessante Karrieremöglichkeiten im In- und Ausland. Du kannst mit dem Bachelor z.B. in der Unternehmens- oder Steuerberatung arbeiten.
Integriert bedeutet in diesem Kontext, dass der Bachelorabschluss Teil des klassischen Jurastudiums mit dem Abschluss „Erstes Staatsexamen“ (Studiengang Rechtswissenschaft) ist.

Wesentliche Unterschiede Bachelor of Laws und Staatsexamen

  • Der Bachelor hat an den meisten Fakultäten eine Regelstudienzeit von 3 Jahren, während es beim Staatsexamen 5 Jahre Regelstudienzeit sind .
  • Der integrierte Bachelorgrad berücksichtigt Deine Studienleistungen im Jurastudium. Für das Staatsexamen zählen nur der universitäre Schwerpunkt sowie der staatliche Teil. D.h., dass die sonstigen Studienleistungen im Grundstudium und Hauptstudium quasi „umsonst“ sind.
  • Mit dem Bachelor kannst Du keine klassischen juristischen Berufe (v.a. Anwalt, Richter, Staatsanwalt) ausüben. Dies geht nur nach dem 2. Staatsexamen.

Vorteile & Nutzen eines integrierten Bachelors

Für Studienabbrecher

Der größte Vorteil liegt darin, dass Jurastudenten, welche die Erste juristische Prüfung final nicht bestehen, mit dem LL.B. einen Abschluss in der Tasche haben. Andernfalls ständen sie nach Jahren des Studiums ohne jeglichen Abschluss dar. Dies sind immerhin zwischen 4 und 5 % aller Jurastudenten, die nach mehreren Versuchen am Staatsexamen scheitern.
Weiterhin darf man nicht vergessen, dass einige Studenten das Studium auch vor dem Examen schon abbrechen. Eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung aus dem Jahr 2017 zu den „Ursachen des Studienabbruchs in den Studiengängen des Staatsexamens Jura“  ergab, dass die Studienabbruchquote der Studienanfängerjahrgänge 2007 bis 2009 24 % betrug. Dabei brachen die Jurastudierenden im Durchschnitt ihr Studium erst im siebten Semester ab.
Auch für diese Studenten, die sich gegen das Jurastudium entscheiden, bringt der LL.B. viele Vorteile, denn er ist auf 6 Semester ausgelegt. Wenn sie das Studium erst nach dem Abschluss des LL.B. beenden, haben sie bereits einen Abschluss in der Tasche und müssen nicht wieder von null anfangen. Auf den Bachelor kann man dann einen Master in einer anderen Fachrichtung draufsetzen.
Hinweis: Es sollte gar nicht erst zum endgültigen Nichtbestehen kommen. Spätestens nach dem erstmaligen Durchfallen, sollte man sich professionelle Hilfe holen. Dies kann am besten im Rahmen des effektiven Jura Einzelunterrichts  erfolgen.

Für alle übrigen Jurastudierenden

Und auch für den größten Teil aller Jurastudenten, die nach Jahren des Lernens das Staatsexamen abschließen, bringt der Bachelor of Laws viele Vorteile mit sich. Durch die Implementierung des Bachelor-Studiengangs wird der psychische Druck aus der Examensvorbereitung ein Stück weit genommen. Das Staatsexamen ist nicht mehr eine „Alles-oder-Nichts“-Situation. 
Auch stellt der Bachelor einen wichtigen Etappensieg auf dem Weg zum Staatsexamen dar. Ein Abschluss, mit dem man schon arbeiten kann, motiviert enorm.
Der Bachelorabschluss bedeutet auch, dass alle Studienleistungen, die Studierende während des Studiums erbracht werden, zählen. Dies hat den positiven Effekt, dass Studierende gleichmäßiger lernen müssen. Oftmals werden bestimmte Inhalte erst in der Vorbereitung auf das Staatsexamen vertieft, was zu einer Überforderung durch die große Menge an Stoff führt. So besteht auch ein Anreiz für die Studenten, sich bereits während des Studiums mit der Wiederholung und Vertiefung der Lerninhalte zu beschäftigen. Das war früher häufig anders. Die Mehrzahl meiner Kommilitonen (mich eingeschlossen) haben erst im Repetitorium mit dem konsequenten Lernen angefangen, was die Examensvorbereitung nicht erleichtert hat.
Des Weiteren erbringen die Jurastudenten während ihres im Durchschnitt 5 Jahre dauernden Jurastudiums Leistungen, welche diejenigen eines Bachelor-Abschlusses in anderen Studiengängen in der Regel sogar deutlich überschreiten. Ein Bachelorabschluss honoriert diese Leistungen angemessen.

Unterschiede zu einem reinen Bachelor of Laws

Es gibt auch reine Bachelor-Studiengänge im Wirtschaftsrecht, die sich an Wirtschaftsjuristen richten. Beim integrierten Abschluss wird das Bachelor-Studium vollständig in das traditionelle Jurastudium eingebunden. Diese Integration ermöglicht es Dir frei zu entscheiden, ob Du den Bachelor-Abschluss erlangen oder das Erste Staatsexamen ablegen möchtest. Selbst wenn Du Dich später entscheidest, doch lieber Wirtschaftsjurist zu werden, kannst Du nach dem LL.B. einen entsprechenden Master machen. Alles in allem ist der integrierte Bachelor daher für jeden an den Rechtswissenschaften interessierten Abiturienten aus meiner Sicht die erste Wahl.

Berufsaussichten für Absolventen auf dem Arbeitsmarkt

Mit dem Bachelorgrad stehen Dir einige berufliche Optionen offen. Du kannst Dich entweder mit einem Masterstudium (auch fachfremd, z.B. in BWL) weiterqualifizieren oder direkt ins Arbeitsleben starten.
Mögliche Tätigkeitsbereiche für Juristen mit LL.B. umfassen insbesondere:
  • Beratungen (Unternehmensberatungen/Steuerberatungen)
  • Arbeit in Unternehmen (z.B. Rechtsabteilung oder auch Compliance)
  • Regulierung von Schadensfällen und Gestaltung von Verträgen bei Versicherungen
  • Journalismus
  • Verlagstätigkeiten
  • Öffentlicher Dienst
  • Verbände
Hinweis: Es ist übrigens auch möglich, mit dem Bachelor of Laws direkt ins Berufsleben zu starten und dann auch noch ein Masterstudium in Teilzeit zu absolvieren. Wenn Dich dies interessiert, lies Dir gerne unseren Artikel zum LL.M. in Deutschland durch.

Ist man mit einem LL.B. ein Jurist?

Ein Jurist ist nach dem allgemeinen Sprachgebrauch derjenige, der ein Studium der Rechtswissenschaft an einer Universität abgeschlossen hat. Das umfasst neben den Absolventen des Staatsexamens, denen dann häufig der Titel Diplom Jurist verliehen wird, auch die Absolventen mit einem LL.B. oder LL.M. Hingegen dürfen sich nur Absolventen mit 1. und 2. Staatsexamen Volljuristen nennen.

Welche Unis bieten den zusätzlichen Abschluss an?

Die erste Uni deutschlandweit, die den Doppelabschluss 2013 eingeführt hatte, war die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt-Oder. Mittlerweile sind viele weitere Universitäten hinzugekommen, zu denen u.a. die Universitäten Potsdam, Mannheim, Trier sowie die Freie Universität Berlin zählen.
Die Privathochschulen Bucerius Law School in Hamburg und die EBS in Wiesbaden bieten seit einigen Jahren ebenfalls einen Bachelorabschluss an.

Ist die bundesweite Einführung des integrierten Jura Bachelors geplant?

Da Bildung Ländersache ist (vgl. Art. 30, 70 GG), kann keine bundesweite, einheitliche Einführung beschlossen werden. Jedoch werden die Bundesländer, die beide Abschlüsse anbieten, immer mehr. Ende 2023 hat NRW die Einführung des Doppelabschlusses beschlossen. Im Dezember 2023 hat der sächsische Landtag die gesetzlichen Grundlagen für die Einführung eines integrierten Bachelorstudiengangs für Sachsen geschaffen. Schon 2024 sollen Studenten an der Universität Leipzig vom doppelten Abschluss profitieren können. Die Saar-Uni führt den integrierten Bachelor zum Wintersemester 2024/25 ein. In Thüringen wurden im April 2024 entsprechende Gesetzesentwürfe vorgestellt.
Dadurch wächst auch der Druck auf die übrigen Bundesländer, denn ihre Universitäten werden dadurch für eine Vielzahl potenzieller Studienanfängerinnen und Studienfänger attraktiver. 
Die Einführung eines integrierten Bachelors wäre ein wichtiger Schritt zur dringend notwendigen Reformierung der juristischen Ausbildung. Auch macht dies den rechtswissenschaftlichen Studiengang für eine Vielzahl potenzieller Studenten attraktiver. Dadurch könnte ein Beitrag zur Abfederung des Fachkräftemangels, der auch den juristischen Arbeitsmarkt nicht verschont hat, geleistet werden.

Tipp: Wenn Du über alle wichtigen Entwicklungen rund um Jurastudium und Referendariat auf dem Laufenden bleiben möchtest, abonniere gerne unseren kostenlosen Newsletter. 

Fazit zum Bachelor im Studiengang Rechtswissenschaft

Heutzutage würde ich an keiner Uni mehr anfangen, die den integrierten Bachelor nicht anbietet. Dieser hat nur Vorteile und aus meiner Sicht keinerlei Nachteile. Letztlich stellt er ein Mehr Sicherheit für alle Studienanfänger dar. Bei den hohen Durchfallquoten im Jurastudium und Staatsexamen ist dies eine positive Entwicklung.
Soweit muss es aber nicht kommen. Wenn Du von vornherein sichergehen willst, dass Du Deine Staatsexamina erfolgreich bestehst, stehen Dir die Kraatz Group, die Akademie Kraatz und die Assessor Akademie, vom 1. Semester bis zum 2. Staatsexamen jederzeit zur Seite. Ruf uns gerne an für einen Beratungstermin oder eine kostenlose Probestunde!

Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer Jura Essentials Verlag

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