Das Schreiben einer Klausur im Zivilrecht (BGB AT) erfordert nicht nur ein solides Verständnis der Rechtsgrundlagen, sondern auch eine klare Struktur und präzise Analyse. In diesem umfassenden Leitfaden fassen wir die wichtigsten Punkte zusammen, um euch optimal auf eure BGB-AT-Klausur vorzubereiten. 

 

1. Allgemeine Struktur der Klausur:

Eine klare Struktur ist entscheidend. Gliedert eure Klausur in folgende Abschnitte:

Fallfrage lesen:
Lest die Fallfrage zuerst
 
Sachverhalt lesen und Lösungsskizze bauen:
Analysiert jeden Sachverhaltsteil einzeln und macht euch mit einem Marker Randnotizen. Bastelt euch eine Lösungsskizze, sowie immer eine Personenskizze, um die Beteiligten im Sachverhalt schnell zu erfassen.
 
Klausur runterschreiben:
Bearbeitet die Ansprüche unter den Gesichtspunkten „Anspruch entstanden“, „Anspruch erloschen“ und „Anspruch durchsetzbar“.
 
Letzter Check:
Prüft, ob Ihr auch alle Sachverhaltsangaben nach Möglichkeit subsumiert habt.
 

Anspruchsreihenfolge: 

1. Vertragliche Ansprüche:
§ 433 I S.1 BGB, § 433 II BGB, § 535 I BGB 
2. Vertragsähnliche Ansprüche: § 280 I i.V.m. §§ 311 II, 241 II BGB (Culpa in contrahendo), §§677 ff. BGB (Geschäftsführung ohne Auftrag)
3. Dingliche Ansprüche: §§985, 1004 I S.1, 862 I BGB 
4. Bereicherungsrechtliche Ansprüche: §§ 812 ff. BGB
5. Deliktische Ansprüche: §§ 823 ff. oder §§ 7, 18 StVG


2. Lösungsskizze im Detail:


Hast du deine Anspruchsgrundlage (Wer will was von wem woraus?) geprüft, wird jeder Anspruch nach dem folgenden Schema geprüft: 

I. Anspruch entstanden:

1. Voraussetzungen sauber prüfen:

Die Tatbestandsmerkmale der jeweiligen Anspruchsgrundlage. Hierbei darauf achten:
- Ansprüche aus eigenem Recht. Sollten diese nicht vorliegen, dann bitte prüfen:
​​​​​​​- Ansprüche aus abgeleitetem Recht


2. Wichtigste Nichtigkeitsgründe:

  • mangelnde Geschäftsfähigkeit nach §§ 104 ff. BGB 
  • Nichtigkeit wegen Verletzung der Form nach § 125 BGB
  • Verstoß gegen Verbotsgesetze nach § 134 BGB
  • Sittenwidrigkeit bzw. Wucher nach § 138 BGB 
  • Anfechtung nach §§ 142 Absatz 1, 119 ff. BGB
  • Veräußerung des Vermögens im Ganzen nach §§ 1365,1369 BGB

II. Anspruch nicht erloschen: 

  • Rechtsvernichtende Einwendungen:

  • §§ 362 ff. BGB: Erfüllung oder Surrogate
  • § 275 I BGB: Unmöglichkeit (Leistungsanspruch)
  • § 326 I BGB: Unmöglichkeit (Gegenleistung)
  • §§ 378 f. BGB: Hinterlegung
  • § 389 BGB: Aufrechnung 
  • § 397 BGB: Erlass
  • § 346 I BGB: Rücktritt
  • §§ 355, 357 BGB: Widerruf
  • Terminierung des Dauerschuldverhältnisses (Kündigung, Zeitablauf)
  • § 275 I BGB: Nachträgliche Unmöglichkeit 
  • Aufhebungsvertrag

III. Anspruch durchsetzbar: 

  • Rechtshemmende Einwendungen: 

  • Dauerhafte Einreden
     Verjährung (§ 214 I BGB)
    Berechtigte Leistungsverweigerung (§ 275 II, III)
    Mängeleinrede (§ 439 III 3)
  • Dilatorische Einreden
    Zurückbehaltungsrecht (§ 273)
    Nicht erfüllter Vertrag (§ 320)
  • § 242 BGB (Dolo Agit)

3. Fazit: 

In der Zusammenfassung bietet dieser Leitfaden einen umfassenden Überblick für eine erfolgreiche BGB-AT-Klausur. Um souverän in juristischen Klausuren zu agieren, ist nicht nur ein fundiertes Verständnis der Rechtsnormen entscheidend, sondern auch eine methodische Herangehensweise. Beginnt stets mit einer präzisen Analyse des Sachverhalts, identifiziert die zentralen Fakten und legt eine klare Struktur für eure Lösungsskizze fest. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie die geschickte Argumentation sind essentiell.

Während der Bearbeitung solltet ihr die verschiedene Argumente und Gegenargumente der jeweiligen Meinungen im Rahmen eines Meinungsstreites abwägen. Durch den Bezug auf einschlägige Rechtsprechung und Literaturmeinungen, könnt ihr eure Argumentation weiter stärken. Effektive Zeitnutzung ist unabdingbar – plant eure Zeit sorgfältig, um jedem Abschnitt genügend Aufmerksamkeit zu schenken und am Ende noch Zeit für die Kontrolle zu haben. Eine nicht fertig geschriebene Klausur, gilt unter den Prüfern als großes Übel. Daher: Werdet unbedingt fertig mit eurer Klausur.


Essentiell ist es ebenso alle Angaben im Sachverhalt zu „verarbeiten“ und alles sauber zu subsumieren. Achtet auf klare Strukturen und folgt dabei unbedingt dem oben benannten Schema. Die Prüfer werden euch dies mit guten Punkten am Ende danken und die vollbefriedigende Klausurbewertung rückt in greifbare Nähe.

Nutzt diesen Leitfaden als Werkzeug für eine erfolgreiche Prüfungsvorbereitung und geht selbstbewusst in eure Klausuren. Viel Erfolg!“

 



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