Die Notenskala im Jurastudium entschlüsselt: zwischen 0 Punkten und Prädikatsexamen

04.11.2024 | von Dr. Robert König

Die Notenskala im Jurastudium richtig einordnen

Wer schon etwas mit Jura oder Juristen zu tun gehabt hat, der weiß, dass die Höchstpunktzahl zwar 18 Punkte beträgt, dies aber noch lange kein Maßstab ist. Die 18 Punkte werden eigentlich nicht vergeben; vor allem nicht im Examen. Nur Chuck Norris hat ein 18-Punkte Examen!

Verabschiede Dich von der Benotung aus der Schule

Zuerst sollte man sich von dem Notensystem aus Schulzeiten freimachen. Statt maximal 15 Punkten gibt es – wie gesagt – jetzt 18 Punkte. Zum Bestehen benötigt man weiterhin 50% der Maximalleistung, was 4 Punkten entspricht. Hat man im Abitur (auch ohne Fleiß) mit Leichtigkeit ein „Vollbefriedigend“ (3 +) erreichen können, schaffen im ersten Stattsexamen bundesweit nur ca. 20 % der Studenten diese Note. Ein Vollbefriedigend ist also nicht eine befriedigende, sondern eine sehr gute Note!
Fun fact: Die Notenstufe vollbefriedigend wurde 1923 in Preußen eingeführt. Die Bezeichnung hat daher historische Gründe. Wirkt etwas verstaubt? Ist es auch! Alle Reformversuche sind jedoch bisher gescheitert.

Ein spezielles Bewertungsystem: Vier gewinnt?

Wer bestehen möchte, der braucht 4 Punkte und obwohl das nicht nach einer Herausforderung klingt, so scheitern viele bereits daran. Die Durchfallquote im Examen liegt bei ca. 25 - 30 %. Im Jura-Studium gibt es mitunter Klausuren (besonders „liebevoller“ Professoren), die Durchfallquoten von bis zu 50 % haben. Das muss man sich einmal vorstellen und auch verdauen! 

Begreife einer uns Juristen: Prädikatsexamen mit der Note vollbefriedigend (3+)

Alles ab einer Punktzahl von 9 Punkten (in anderen Fächern eine „3 plus“) ist überdurchschnittlich gut und wer dann noch zweistellig schreibt, der liegt ganz klar im oberen Bereich. Leider schaffen es nur ca. 20 % aller Studenten ein Prädikatsexamen im staatlichen Teil der Pflichtfachprüfung (Prädikat = alles über 9 Punkte) zu schreiben.
So schaut die Realität aus. Jemandem aus einem anderen Studiengang kann man dies nur schwer erklären; zumal man mit einer 2,0 in vielen Studiengängen schon unterdurchschnittlich ist ...
Hinweis: Im Bundesland Bayern spricht man ab 6,5 Punkten von einem kleinen Prädikatsexamen. Diese Bezeichnung ist deutschlandweit jedoch unüblich.

0 bis 18 Punkte: die Jura-Notenskala im Detail

Trotzdem sollte man sich nicht von den Notenbezeichnungen verwirren und demotivieren lassen - eine gute Note ist für die meisten nämlich schon 8 Punkte, aber ein „Gut“ gibt es erst ab 13 Punkten.

Die Jura-Notenskala im Jurastudium (Klausuren & Hausarbeiten)

Das Notensystem an sich gilt bundeseinheitlich. Die Notenstufen variieren hier zwischen den Einzelnoten in Klausuren und der Endnote im Staatsexamen!
Bei deinen Prüfungen im Jurastudium wirst Du unter den Klausuren und Hausarbeiten die folgenden Bewertungen finden:
PunkteNoteBedeutung
0Ungenügend„eine völlig unbrauchbare Leistung“
1-3Mangelhaft„wegen erheblicher Mängel im Ganzen nicht mehr brauchbar"
4-6Ausreichend„die Leistung entspricht trotz ihrer Mängel (noch) den Anforderungen“
7-9Befriedigend„die Leistung entspricht den durchschnittlichen Anforderungen“
10-12Vollbefriedigend„die Leistung liegt über den durchschnittlichen Anforderungen“
13-15Gut„die Leistung liegt erheblich über den durchschnittlichen Anforderungen“
16-16Sehr gut„eine besonders hervorragende Leistung“

Die Gesamtnote im Jura Examen

Die Noteneinteilung im Staatsexamen divergiert von derjenigen des Grund- und Hauptstudiums. Das kommt daher, dass im Staatsexamen ein Durchschnitt aus sämtlichen Prüfungsleistungen (Klausuren und mündliche Prüfung) gebildet wird. Diese Durchschnittspunktzahl wird dann bis auf zwei Nachkommastellen angegeben.
 
PunkteNoteBedeutung
0-1,49Ungenügend„eine völlig unbrauchbare Leistung“
1,50-3,99Mangelhaft„wegen erheblicher Mängel im Ganzen nicht mehr brauchbar"
4,00-6,49Ausreichend„die Leistung entspricht trotz ihrer Mängel (noch) den Anforderungen“
6,50-8,99Befriedigend „die Leistung entspricht den durchschnittlichen Anforderungen“
9,00-11,49Vollbefriedigend„die Leistung liegt über den durchschnittlichen Anforderungen“
11,50-13,99Gut„die Leistung liegt erheblich über den durchschnittlichen Anforderungen“
14,00-18,00Sehr gut„eine besonders hervorragende Leistung“

Die Noten in den Examina sind bewusst streng

Gute Noten werden im Studium leider nur sehr knauserig vergeben. Das macht das Jurastudium besonders und kaum vergleichbar mit anderen Studiengängen. Von vielen wird das Studium sogar als elitär angesehen. Möglicherweise ist genau das der Grund dafür, dass gegen die Benotung seit Jahrzehnten nichts unternommen wurde. Schließlich soll nicht jeder Topnoten bekommen können und nicht jedem soll die Möglichkeit gewährt werden, in hohen und wichtigen Positionen zu landen.
Es mag bezweifelt werden, ob diese Notengebung noch zeitgemäß ist. Dennoch muss man leider der Realität der strengen Benotung ins Auge schauen. Obwohl die Notenanforderungen in den letzten Jahren - zumindest im öffentlichen Dienst - etwas moderater wurden, benötigt man für die begehrtesten Jobs in der Großkanzlei noch immer mindestens eine 9 vor dem Komma.

Deine Benotung im Jurastudium richtig einordnen

Mit diesen Infos im Hinterkopf fällt es (vor allem Studienanfängern) leichter, die eigene Benotung richtig einzuordnen.
Es kommt bedauerlicherweise häufig vor, dass das Resultat einer Prüfung nicht im Einklang mit dem enormen Lernaufwand steht, den man vorher investiert hat. Die Bewertung erscheint häufig wie ein undurchschaubares Mysterium. Lasst Euch von diesem Umstand jedoch nicht entmutigen, sondern nehmt das Urteil des Korrektors als Ansporn, um zu reflektieren, wo und wie Ihr Euch steigern könnt oder ob es ratsam wäre, Eure Lernstrategien zu modifizieren. Es mag zwar eine Weile dauern, doch es wird sich letztendlich rentieren und sich spätestens im Examen bezahlt machen.
Man sollte sich jedoch zum Ziel setzen, gute Noten zu schreiben. Denn wer auf 4 Punkte lernt, landet schnell bei 3. Allerdings sollte man sich auch nicht selbst fertig machen und an den eigenen Fähigkeiten zweifeln, wenn mal eine Klausur oder Hausarbeit nicht den gewünschten Erfolg bringt. Ihr solltest nicht vergessen, dass die Mehrheit der Studierenden unterhalb der magischen Grenze von 9,00 Punkten im Abschlussexamen bleibt und immer im Hinterkopf behalten, dass die Bewertung nicht Eure Persönlichkeit definiert. Und auch wenn gute Noten nach wie vor sehr wichtige Einstellungsvoraussetzungen sind, hängt der Erfolg später im Beruf, in der Praxis, noch von vielen weiteren Faktoren ab.

Fazit zur juristischen Notenskala

Die juristische Notenskala erscheint zwar auf den ersten Blick verwirrend, ist aber auf den zweiten Blick gut nachvollziehbar. Den Versuch, einem Nichtjuristen unsere Notengebung zu erklären, solltet Ihr jedoch nicht unternehmen! Daran sind schon viele kläglich gescheitert. Eine 3+ bei uns ist halt eine 1,x in anderen Studiengängen. Gute Noten im juristischen Staatsexamen sind herausfordernd, aber mit der richtigen Vorbereitung möglich.
Wenn auch Du ein Prädikatsexamen anstrebst, ist das Individual Repetitorium der Kraatz Group, der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie Dein erster Ansprechpartner.
Melde Dich gerne bei uns für einen kostenlosen Beratungstermin oder eine Probestunde. Dazu kannst Du auch das Kontaktformular nutzen.
 
Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer des Jura Essentials Verlags
 

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