In diesem Beitrag wollen wir auf die Tücken des Jurastudiums und des Referendariats eingehen und aufzeigen, worin diese ihren maßgeblichen Ursprung haben. Das Jurastudium ist sehr eng mit privaten Repetitorien verknüpft. Wenn Sie sich selbst gerade im Studium bzw. in der Examensvorbereitung befinden, werden Sie feststellen, dass die meisten Ihrer Kommilitoninnen und Kommilitonen sich für ein kommerzielles Repetitorium angemeldet haben, anstatt das universitäre Rep zu besuchen. Tatsächlich betrifft dies einen Großteil aller Jurastudentinnen und  -studenten, der Trend ist eher steigend. Wie ist dieser Trend zu bewerten? Ist es nicht ein Armutszeugnis der universitären Ausbildung, wenn sich Studentinnen und Studenten zunehmend schlecht vorbereitet fühlen bzw. sogar schon bei Studienbeginn neben den Vorlesungen in private Jura Nachhilfe investieren?

 

Der große Stoffumfang des Jurastudiums

Eine der Ursachen für den hohen Zulauf bei privaten Repetitorien ist der enorme Stoffumfang, der den Studentinnen und Studenten spätestens zu Beginn ihrer Examensvorbereitung deutlich wird und sie überrollt. Um ein Gefühl von Sicherheit und Geordnetheit zu bekommen, führt der Weg dann meist zum kommerziellen Rep. Dort erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen strukturierten Lernplan, sie werden motiviert und haben vor allem die entsprechende fachliche Unterstützung.
 


Die Struktur der deutschen Universitäten

Eine weitere Ursache könnte strukturell verankert sein. In der universitären Ausbildung hört man Vorlesungen und besucht Arbeitsgemeinschaften bzw. Tutorien. Den Hauptteil des Studiums bilden aber die Vorlesungen. Diese werden von Professorinnen und Professoren gehalten, die an der Fakultät einen eigenen Lehrstuhl haben und auf ein oder mehrere zusammenhängende Rechtsgebiete spezialisiert sind. Die Professorinnen und Professoren forschen auf diesen Rechtsgebieten und schreiben Aufsätze, veröffentlichen Lehrbücher oder Beiträge in Kommentaren. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt jedenfalls nicht auf der Lehre, häufig werden Vorlesungsmaterialien von wissenschaftlichen Mitarbeitern erarbeitet und anschließend für die Vorlesungen zur Verfügung gestellt.
Das ist bei privaten Repetitorien anders. Die Dozenten sind schwerpunktmäßig mit dem Unterrichten der teilnehmenden Studentinnen und Studenten befasst. Dies macht schon didaktisch einen riesigen Unterschied, weil sie dadurch näher an den Lernenden sind, mit ihnen in den direkten Austausch treten können und so für ihre Probleme sensibilisiert sind. Der Unterricht ist aufgrund dieser ausgeprägten Sensibilität für die Schwierigkeiten, die Studentinnen und Studenten haben, viel passgenauer an deren Bedürfnisse angepasst. Würde die private Ausbildung nicht überzeugen, würden ihre Teilnehmer schlicht ausbleiben. Deswegen sind private Repetitorien stets bemüht, qualitativ hochwertigen Unterricht zu bieten.
Diese Kräfte wirken an der staatlichen Universität nicht, die Professorinnen und Professoren können sich schlechte Lehre trotz unzufriedenen Studentinnen und Studenten erlauben, denn sie müssen nicht befürchten, dadurch ihren Lehrstuhl zu verlieren. Natürlich sind Professorinnen und Professoren trotzdem zum Großteil bemüht, eine effiziente Lehre zu bieten. Sie sind rein fachlich dafür auch bestens qualifiziert und haben ein großes Repertoire an Fachwissen. Letztendlich ist aber dennoch die einzige Konsequenz, die sie bei Ineffizienz ggf. zu befürchten hätten, im Anschluss an ein Semester einen schlechten Feedbackbogen von den Studentinnen und Studenten zurückzuerhalten.

 

Die Diskrepanz zwischen dem, was an den Unis gelehrt wird und dem, was im juristischen Staatsexamen abverlangt wird

Die Institution der Universität als solche und die Professorinnen und Professoren wollen wir in keiner Weise in Frage stellen. Dennoch ist bemerkenswert, dass es eine Diskrepanz zu geben scheint zwischen dem, was die Studentinnen und Studenten an der Universität lernen und dem, was sie hinterher zum Betsehen ihres Staatsexamens an Wissen und Kompetenzen brauchen. Anders ließe sich der wachsende Zulauf bei den privaten Repetitorien nicht erklären. Wo konkret liegen die Schwächen der universitären Ausbildung bzw. was genau sind die Stärken des kommerziellen Reps?
Zum einen ist es die Klassenstärke. Im Jurastudium startet man meist mit einer Gruppenstärke von 400-500 Studentinnen und Studenten in die ersten Semester. So sind Vorlesungen weitestgehend anonym und nicht sonderlich effektiv, weil man in der Masse untergeht. In den privaten Repetitorien findet man deutlich kleinere Gruppen. Wir bei der Akademie Kraatz bieten beispielsweise vornehmlich Einzelunterricht bzw. Kleingruppenunterricht an, um einen möglichst hohen Lernerfolg zu erreichen. Diese Möglichkeiten kann eine staatliche Universität nicht bieten. Zum anderen sind die privaten Dozenten schon deswegen motiviert, sich beim Unterrichten Mühe zu geben, weil sie als Teil eines marktwirtschaftlichen Unternehmens marktorientiert arbeiten. Hat ihre angebotene Dienstleistung nicht die entsprechende Qualität, wird sie sich nicht durchsetzen. Deswegen ist es natürlicherweise so, dass überall, wo für Lehre Geld bezahlt wird, die Art und die Qualität der Ausbildung eine andere ist. Da die Universität staatlich ist und somit auch nicht marktorientiert arbeitet, findet man entsprechende Mängel in der Qualität der Ausbildung.

 

Was ist nun aber der beste Weg hin zum Staatsexamen: Ein privates Repetitorium oder doch alleine lernen?

Es gibt jedenfalls keinen einfachen Weg zu einem guten Staatsexamen. Jeder wird Rückschläge erleben und jeder muss ein hohes Maß an Disziplin aufbringen, sei es im Rahmen eines kommerziellen Repertoriums oder in der Lerngruppe. Es gibt einige wenige Studentinnen und Studenten, die alleine fokussiert arbeiten können und es schaffen, sich jeden Tag aufs Neue acht Stunden lang hinzusetzen, einen Lernplan zu erarbeiten und diesen auch konsequent durchzusetzen. Etwa 90 % der Jurastudentinnen und -studenten sucht sich ab er ein privates Rep. Das hat auch einen psychologischen Zweck, denn durch das Fördern und Fordern werden die Studentinnen und Studenten motiviert, zu lernen und sich stetig zu verbessern. Auch wenn man zunächst alleine gelernt hat, kann man zur abschließenden Vorbereitung auf das Staatsexamen auch noch einmal privaten Unterricht nehmen, um ausstehende Fragen zu klären. Das ist auch eine Preisfrage, denn in jedem Fall ist der Klausurenkurs an der Uni günstiger als Privatunterricht. Aber jeder Punkt mehr in der Examensnote macht hinterher im Schnitt zwei bis drei Tausend Euro mehr Monatsgehalt aus und wenn man diesen Mehrwert auf ein gesamtes Berufslebens hochrechnet, kommt man auf eine Summe, die um ein Vielfaches das übersteigt, was in die Examensvorbereitung in privaten Unterricht investiert wurde.
Unabhängig von der Form der Vorbereitung sollte man aber - sowohl im Rahmen von Privatunterricht als auch beim selbständigen Lernen - ausreichend das Klausurenschreiben trainieren. Man sollte vielleicht anpeilen, im Repetitorium bzw. im Klausurenkurs kontinuierlich 11-12 Punkte zu schreiben, denn dann landet man im Staatsexamen den Erwartungen zufolge ungefähr bei 8 Punkten und schafft es vielleicht mit der mündlichen Prüfung schließlich noch auf 9 Punkte insgesamt. Man muss im Schnitt immer mit 1-2 Punkten Abschlag im Staatsexamen rechnen. Zu Beginn verlaufen auch Probeklausuren oft noch sehr holprig, deswegen ist es wichtig „am Ball zu bleiben“ und kontinuierlich Klausuren mitzuschreiben, sodass sich letztlich ein deutlicher Trend nach oben in Ihren Übungsklausuren abzeichnet.

Schauen Sie sich auf unserem YouTube-Kanal auch gerne unser hierzu geführtes Interview an:
   
Ihr Team der Akademie Kraatz

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