Wir wollen mit diesem Artikel versuchen, ein (sicher nicht vollständiges) Bild dieser Mythen wiederzugeben und diese ein wenig einzuordnen.
Erster Mythos: Mut zur Lücke!
Der berühmte „Mut zur Lücke“ wird immer dann bemüht, wenn viele Studierende und Referendare innerlich verzweifeln und vor großen Herausforderungen im Rahmen des Lernens „die Segel streichen“. Es zeigt sich in vielen Prüfungsklausuren, dass oft die Themenbereiche abgeprüft werden, die von vielen Studierenden und Referendaren „auf Lücke gelernt worden sind“. Dieser Mut zur Lücke resultiert nicht selten aus einer „Lernvermeidetaktik“, sich mit scheinbar schwierigen Bereichen der juristischen Ausbildung und des Referendariats beschäftigen zu wollen. In nicht wenigen Bereichen des Zivilrechts, Strafrechts und de öffentlichen Rechts stellen sich die Erfolge nämlich nicht sofort ein (einmal ein Buch dazu oder Artikel gelesen zu haben reicht eben nicht aus!), sondern der Stoff muss mehrmals aus verschiedenen Richtungen durchdacht, besprochen und im Rahmen einiger Übungsklausuren niedergeschrieben werden. Erst dann stellt sich das „Durchdringen“ schwieriger Bereiche ein. Das setzt jedoch absolute Hartnäckigkeit und Konstanz im Lernen voraus. Thema: „Dranbleiben“. Im Ergebnis darf es einen „Mut zur Lücke“ eben nicht geben. Denn wie sagt „Murphys Law“: Genau dann, wenn wir es nicht erwarten, kommt es!Zweiter Mythos: Lernen kurz vor der jeweiligen Prüfung reicht aus!
Nicht wenige Studierende und Referendare fallen der so genannten und sprichwörtlichen „Aufschieberitis“ zum Opfer. Notwendiges „Durchdringen“ des Stoffes, Wiederholen und vor allem wiederholtes Trainieren im Rahmen von Übungsklausuren wird nicht vollzogen. Vielmehr, und das sehen wir im Rahmen der vielen Interessenten für Einzelunterricht fast jeden Tag, die uns kontaktieren und zwar eine oder zwei Wochen vor den jeweiligen Prüfungen, dass ich mit dem Stoff noch gar nicht befasst worden ist. Jura zu studieren bedeutet eben nicht, wie vielleicht in der Schule, kurz vor der Prüfung einmal den Hefter aufzuschlagen und sich das vermerkte Wissen „in die Birne förmlich zu prügeln“. Jura ist eine Wertungswissenschaft und Wertungen verlangen eben dass diese durchdrungen worden sind. Das erfordert viel Zeit, Mühe und Betrachtung des Lernstoffes immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Dies entweder in Form von verschiedenen Aufsätzen, Diskussionsrunde mit Kommilitonen im Studium oder unter Referendaren nicht zuletzt dem Schreiben vieler Übungsklausur.Dritter Mythos: Am Anfang gut gelernt zu haben, reicht aus!
Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt: “ Suche keine kurzfristigen Lösungen für ein längerfristiges Problem“. Was bedeutet das nun? Es bedeutet, dass schnelles, kurzfristiges Lernen am Anfang einem gegebenenfalls das Gefühl vermittelt schon „vieles zu wissen“ und zu glauben jetzt ein Prädikatsexamen schreiben zu können. Gegebenenfalls stellen sich in den unteren Semestern schnell Erfolge ein. Um jedoch ein Prädikatsexamen zu erreichen, ist viel viel mehr Aufwand erforderlich. Das mag vielleicht einmal folgendes Beispiel aus einem völlig anderen Bereich verdeutlichen:Damit ein Auto 200 km/h fährt sind vielleicht 200 PS erforderlich. Damit ein Auto jedoch 250 km/h fährt, sind eben nicht 250 PS erforderlich sondern vielleicht 320 oder 380 PS und damit ein Auto 300 km/h fährt, sind nicht 300 PS, sondern vielleicht 550 oder 600 PS erforderlich. Sie sehen das Prinzip? Die Kurve, um mehr Leistung zu erreichen, steigt nicht linear, sondern exponentiell, da der Luftwiderstand, die Reibung der mechanischen Teile im Fahrzeug und so weiter nicht linear, sondern exponentiell zunimmt. Und genau so müssen Sie sich dieses Prinzip zu das Jurastudium vergegenwärtigen. Der Sprung von sieben Punkte auf neun Punkten ist eben nicht genauso gleich zu erreichen wie der Sprung von vier Punkten auf sechs Punkte. Um von sieben Punkte auf neun Punkte zu kommen, ist exponentiell mehr Aufwand erforderlich. Bedeutet: Mehr Lernen, zum gleichen Thema mehr Skripten, Aufsätze lesen, mehr Gesprächsrunden mit Kommilitonen, mehr Klausuren schreiben. Erst dann werden Sie schwierige Bereiche, die wirklich „satte Punkte“ bringen, gut durchdrungen haben.
Wir hoffen Ihnen auch mit diesem Artikel wieder ein wenig Hilfestellung auf ihrem erfolgreichen Weg durch Ihr Studium und Referendariat gegeben zu haben.
Ihr Team der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie
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