Im Jura Examen durchgefallen: So gelingt Dein 2. Versuch!

20.05.2024 | von RA Mario Kraatz



Es ist das schlimmste mögliche Erlebnis im Jurastudium. Eines Tages öffnest Du den Briefkasten und erhältst die Mitteilung, dass Du das Erste Staatsexamen nicht bestanden hast.
 

Erste Schritte nach dem Durchfallen

Es gilt immer der alte Spruch: Wo eine Tür zugeht, öffnet sich wieder eine neue. Auf gar keinen Fall solltest du eins: aufgeben. Du bist weder als Mensch noch als Jurastudent gescheitert! Du bist auch nicht alleine. Immerhin liegt die Durchfallquote im 1. Examen bei ca. 25 %.
Die „neue Tür“ kann vor allem darin bestehen, jetzt den neuen Versuch strukturierter und besser anzugehen und dann am Ende ggf. ein Ergebnis zu erzielen, das mehr als nur ein „Bestehen“ ist. Das bedeutet auf jeden Fall eine klare Analyse der aktuellen Ist-Situation.

1. Ruhe bewahren & Klausureneinsicht

Versuch also zunächst, Dich wieder zu beruhigen und tief durchzuatmen. Schritt eins ist dann die Klausureneinsicht bei Deinem jeweiligen Justizprüfungsamt. Schau Dir die Voten und Randbemerkungen der Prüfer sehr kritisch an. Überleg Dir gegebenenfalls auch, die Prüfungsleistung anzufechten. Um eventuelle Beurteilungsfehler besser identifizierten zu können, lies Dir unseren Artikel zur Remonstration gerne durch.
Gleichwohl sollte dies ein sehr durchdachter Schritt sein. Zum einen, weil die Prüfungsanfechtung hohe anwaltliche Kosten verursacht und zum anderen, weil die Erfolgschancen für eine Prüfungsanfechtung in der Regel relativ gering sind. Dies ist darin begründet, dass die Prüfer einen weiten, gerichtlich nur sehr beschränkt überprüfbaren Beurteilungsspielraum haben.
Aber selbst, wenn Du die Benotung anfichst, sollte Dir von Anfang an klar sein, dass sich ein Prüfungsanfechtungsverfahren viele Monate bis über ein Jahr ziehen kann. Auch in diesem Fall ist es ratsam, sich parallel auf den zweiten Versuch vorzubereiten und nicht erst den Ausgang des Verfahrens abzuwarten.

2. Neuen Lernplan erstellen

Du solltest Dir nunmehr bis zum nächsten Examenstermin einen dezidierten Plan für Deine erneute Vorbereitung erstellen. Wie kann dieser aussehen? Universitäres Repetitorium? Lerngruppe? Alleine? Ein Jura Einzelrepetitorium suchen? Dies sind die Fragen, die Du Dir stellen musst (und auf die ich weiter unten in diesem Artikel noch vertiefend eingehe).

3. Psyche & Plan B

Falls Du schon vor dem ersten Versuch mit „Prüfungs-“ Versagensangst zu kämpfen hattest, ist jetzt der Zeitpunkt, diese anzugehen. Aber auch, wenn Du Dich zuvor mental fit gefühlt hast, stellt das Durchfallen im Examen zweifelsohne für jeden Jurastudierenden eine große psychische Belastung dar. Wenn Du Dir dessen bewusst bist, hast Du schon den ersten Schritt zur Besserung beschritten.
Vielen Studenten, die durchgefallen sind, hilft es, sich für den Fall der Fälle einen Plan B im Kopf zurechtzulegen. Mache dies einmal und vergegenwärtige Dir, dass das Durchfallen in einem Examen Dich nicht als Mensch schlechter macht oder das Ende Deiner Karriere ist. Wenn Du Dir nun Deinen Plan B für das Worst-Case-Szenario gemacht hast, verstecke diesen bildlich gesprochen und konzentriere Dich wieder zu 100 % auf die Examensvorbereitung.
Tipp: Für Prüfungs- und Versagensangst muss man sich nicht schämen. Diese ist unter Jurastudenten sehr weit verbreitet. Auch viele derjenigen, die im ersten Anlauf bestanden haben, hatten zuvor schlaflose Nächte. Daher scheue nicht, Dir professionelle Hilfe zu holen.

Der zweite Versuch: Tipps und Hilfestellungen

Das Durchfallen hat sicherlich vielschichtige Ursachen, die von Person zu Person variieren. Eine häufige Ursache hiervon kann sein, dass man im Vorfeld nicht genügend Klausuren geschrieben haben. Gleichwohl sollte man nicht in „puren Aktionismus“ blindlings verfallen und jetzt einfach (planlos) über 100 Examensklausuren schreiben. Vielmehr kommt es darauf an, dass man aus unserer Sicht folgende Strategien fahren sollte:

1. Analyse Deiner Original-Examensklausuren

Schau Dir (unabhängig von der oben besprochenen Prüfungsanfechtung) noch einmal Deine Prüfungsklausuren genau an. Vermerk Dir die von den Prüfern bemängelten Fehler auf einem separaten Notizblock.
Diese sollten sodann analysiert werden. Gibt es z.B. grundlegende Fehler (Kopflastigkeit, nicht fertig werden, fehlender Normbezug, fehlende Argumentationstiefe usw.), die sich wiederholen? Versuch dann im Rahmen der Vorbereitung auf den erneuten Versuch auf diese Fehler einzugehen und diese entsprechend nicht mehr zu machen.

2. Etwas anderes machen als vorher

Klar ist, dass das Ergebnis des Durchfallens ein Ergebnis falscher Prüfungsvorbereitung ist. Mit Deiner Intelligenz hat das nichts zu tun, andernfalls hättest Du es über Grund- und Hauptstudium nicht bis zum Examen geschafft.
Du musst Dir daher im Klaren sein, dass Du für den Wiederholungsversuch einen gänzlich anderen Weg beschreiten musst. Denn: „Wer nur das tut, was er schon immer getan hat, bekommt auch immer die gleichen Ergebnisse“.
Nach unserer Erfahrung fehlt es den meisten „Examensdurchfallern“ an im Vorfeld dezidierten Übungseinheiten zum Klausurenschreiben. Entweder sind nicht genug Klausuren geschrieben worden oder der Kandidat hat sich im Rahmen der erstmaligen Examensvorbereitung nicht ausreichend mit den korrigierten Klausuren auseinandergesetzt. Andere Ursachen sind auch denkbar, bilden aber in der Regel nur „Nebenkriegsschauplätze“.
Du solltest Dir auf jeden Fall Gedanken darüber machen, wie Deine bisherige Klausurtechnik und Klausurtaktik ausgesehen haben. Hier musst Du dann einige Änderungen vornehmen. Eine professionelle Hilfestellung, insbesondere in Form von Jura Einzelunterricht, hat sich an dieser Stelle bewährt. Wir haben schon unzähligen Studenten, nachdem sie einen Versuch nicht bestanden haben, dabei geholfen, das Staatsexamen zu bestehen.

3. Die Zeiteinteilung ändern

Viele Kandidaten fallen durch die Jura Examensklausuren, weil sie eine falsche Zeiteinteilung wählen. Sowohl das Strafrecht als auch das Zivilrecht und öffentliches Recht haben jeweils unterschiedliche Anforderungen. Sei es zum Beispiel an das Erstellen einer Lösungsskizze, der Personenskizze oder an die Ausführlichkeit des Schreibens. Deshalb solltest Du Dich genaustens informieren, wie die Anforderungen jeweils sind.
Beispielsweise solltest Du Dir im Strafrecht nicht zu viel Zeit mit dem Erstellen einer Lösungsskizze lassen. Du musst im Strafrecht schnell ins Schreiben kommen, da Du andernfalls nicht mit der Klausur fertig wirst. Und das Fertig-Werden ist enorm wichtig, um eine Klausur zu bestehen.
Tipp: Zahlreiche unserer Dozenten haben selbst jahrelange Erfahrung als Prüfer am Justizprüfungsamt. Wir wissen daher genau, woraus es im Examen ankommt.

4. Schlagzahl der Klausuren erhöhen

Im Grundsatz gilt schon die Aussage: „Ein Mehr an Klausuren“ bringt generell mehr Erfolg. Jedoch kannst Du Dein Erfolgswachstum exponentiell steigern, wenn Du mehr auf Qualität setzt, als auf bloße Quantität. Wie schon eingangs gesagt, solltest Du aber nicht in einen blinden Aktionismus verfallen.
Die Klausurenkorrekturen sind Dein „Gradmesser“. Setz Dich unbedingt intensiv mit diesen auseinander. Schreib auch die durch die Korrekturen vermerkten Klausurfehler genaustens heraus. Durchdenke diese Fehler und vermeide sie im Rahmen der nächsten Übungsklausuren.

5. Geschriebene Klausuren wiederholen

„Repetitio est mater studiorum“ (Wiederholen ist die Mutter der Studien).
Das gilt nicht nur für das Lernen der jeweiligen Rechtsgebiete, die Du in festen Zeitabständen wiederholen solltest. Es gilt umso mehr für das wiederholte Anschauen und Rekapitulieren der bereits geschriebenen Klausuren. Im Idealfall gehst Du die geschriebenen Klausuren zwei bis drei Mal in festgelegten Zeitabschnitten immer wieder durch.

Unsere Empfehlung für Deinen Weg zum Juristen

Auf jeden Fall sollte der Fokus nunmehr nicht darauf liegen, Vorlesungen zu besuchen oder völlig quer Bücher zu lesen. Denn das sind alles am Ende nur „Trockenschwimmübungen“. Aus unserer Sicht kann eine sinnvolle Vorbereitung auf den erneuten Examensversuch nur darin bestehen, sich mit Übungsklausuren auf Examensniveau zu beschäftigen. Im Idealfall im Rahmen eines juristischen Einzelunterrichts. Die Klausuren sollten durchkorrigiert werden und zwar von einem Dozenten mit viel Erfahrung. Im Anschluss sollte eine persönliche Besprechung stattfinden. Im Rahmen dieser Besprechung müssen alle Fehler aufgearbeitet werden. Nur so können die mit Sicherheit vorhandenen Lücken – sowohl im Wissen als auch eventuell der Klausurtaktik – gefunden und geschlossen werden.

Unsere Hilfestellung für Dich

Ruf uns gerne an für einen kostenlosen Beratungstermin, um gemeinsam die beste Strategie für Deinen zweiten Anlauf zu besprechen. Mit der richtigen Hilfestellung wirst Du Dein Examen beim zweiten Versuch sicher bestehen und Deinen Weg gehen.

RA Mario Kraatz
Gründer der Kraatz Group
 


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