Was kannst du uns über deine Examensvorbereitung erzählen? Was waren aus deiner Sicht die größten Herausforderungen?

Ich erzähle gerne von meinen Erfahrungen aus der Examensvorbereitung, damit andere daraus vielleicht etwas Nützliches für ihre eigene Vorbereitung ziehen können. Vielen ist über lange Zeit nicht bewusst, dass man für das Jurastudium dauerhaft und sehr konsequent lernen muss und es nicht ausreicht, sich nur immer zeitweise in den Prüfungsphasen auf die einzelnen Scheine bzw. Prüfungsklausuren vorzubereiten, ohne die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Rechtsgebieten zu verstehen. Es kommt allerdings maßgeblich darauf an, dass man langfristig das große Gesamte versteht und nicht nur auf die Klausurthemen fixiert ist. Das ist ein Manko der universitären Ausbildung, die zwar kurzfristige Anreize gibt, aber deren Vorlesungen thematisch nicht zusammenhängen und immer nur zielgerichtet auf die anstehenden Klausuren am Ende der Fachsemester hinführen.
Eine Herausforderung im Examensvorbereitung ist auch noch, dass man sich dazu motivieren muss, in allen Fächern möglichst gut zu werden und eben nicht nur in den Fächern, die man persönlich gerne mag. Um nämlich eine gute Examensnote erreichen zu können, muss man in allen Fächern im Ergebnis relativ gut sein, das ist bei solchen Fächern, die einen nicht so sehr interessieren, eine Herausforderung.
 


Was hat dich schließlich dazu bewegt, dich gegen das Unirep zu entscheiden?

Vor meiner Examensvorbereitungszeit habe ich mir überlegt, ob ich in ein kommerzielles Rep gehe oder in einer Lerngruppe lerne. Unirep kam für mich von Anfang an nicht in Frage, denn es war schon in der Uni nicht wirklich motivierend, ohne eine wirkliche Anleitung zu lernen und die Themen von vielen unterschiedlichen Professoren gelehrt zu bekommen. An der Uni fehlt die konsistente Struktur, die man in einem privaten Repetitorium, wo ein Dozent ein Fach von Anfang bis Ende auf seine Art und Weise unterrichtet, bekommt. Darin liegt einer der großen Vorteile der privaten Repetitorien.
Auch bei der Akademie Kraatz war es so, dass ein Dozent für das jeweilige Fach von Anfang bis Ende zuständig gewesen ist, somit auch die Zusammenhänge im Auge behalten konnte, die ansonsten aufgrund des ständigen Wechsels der Lehrenden zu kurz kamen.

 

Worin siehst du weitere Schwächen des Unireps?

An der Uni lernt man bis ins letzte Detail die Theorien, es ist aber effektiver, die Verknüpfungen unter den Rechtsgebieten wirklich zu verstehen, als die tiefergehende Theorie auswendig zu können, die sich letztlich in Klausuren nicht anwenden lässt.
Auch bei den Klausuren haben die privaten Repetitorien ihre Vorzüge, denn das regelmäßige Klausurschreiben und die detaillierte Nachbesprechung motiviert die Teilnehmer und hat auch mich motiviert, weil man regelmäßige Erfolgserlebnisse hatte. Man hat dadurch auch an sich selbst den Anspruch gehabt, sich stetig zu verbessern und man hatte jedezeit den jeweiligen Fachdozenten als Ansprechpartner für Fragen.

 

Wie bist du mit den korrigierten Übungsklausuren umgegangen?

Auch nach zwei oder drei Punkten in den Übungsklausuren muss man sich nach dem Gespräch mit dem Dozenten aufraffen und weitermachen und darf nicht aufgeben. Jeder erlebt Rückschläge in der Examensvorbereitung, aber besonders diese sind lehrreich, da man Dinge, die man einmal falsch gemacht hat, wahrscheinlich nicht noch einmal falsch machen wird.

 

Was sind aus deiner Sicht die Stärken des privaten Repetitoriums gewesen?

Ich habe insgesamt ein Jahr Rep gemacht, hatte die richtigen Dozenten und fand es sehr beruhigend, dass man wusste, dass das, was bei der Akademie Kraatz besprochen wird, letztendlich auch für das Examen relevant sein wird. Es wurde sich also auf das wesentliche konzentriert und der examensrelevante Stoff war die Grundlage des Unterrichts. Bei uns waren es knapp 15 Teilnehmer im Kurs, sodass es eine angenehme Gruppenharmonie gab. Man hatte dadurch auch einen guten Austausch mit den anderen Teilnehmern und wenn man im Unterricht mitgearbeitet hat, hatte man auch für die mündliche Prüfung daraus einen Riesen Lerneffekt, weil man das, was man davor nur aufgeschrieben hat, auch nochmal ausgesprechen und der Dozent das dann kommentieren und Formulierungen korrigieren konnte. Man hat im Repetitorium bei der Akademie Kraatz auch gelernt, mithilfe des Gesetzes zu lernen und das Gesetz zu verstehen, anstatt bloß auswendig zu lernen. Man hat gelernt, den juristischen Handwerkskoffer zu bedienen und auf verschiedene Fallkonstellationen anzuwenden. So hat man auch die Schwerpunktsetzung gut trainiert.

 

Wie sah der Ablauf eines typischen Lerntages bei dir aus?

Wenn es ein Wochentag war, hatte ich zum Beispiel zuerst Vorlesung bei der Akademie Kraatz, die ging dann vielleicht zwei Stunden bis mittags. Wenn man nette Kommilitonen hatte, so wie ich, mit denen man sich auch in der Mittagspause nochmal treffen konnte, konnte man auch da noch mal Sachen durchsprechen und wiederholen. Und dann ging man in normalen Zeiten eben zurück in die Bib, was zur Zeit ja leider nicht möglich ist. In der Bib konnte man auch noch mal Originalentscheidungen oder eben Parallelentscheidungen zu Fällen, die man bearbeitet hat, nachlesen. Man sollte Fälle auch in abgewandelter Form durchdenken und überlegen, wie man an den entsprechenden Punkten andere Lösungswege einschlagen kann. Wenn man Entscheidungen liest, dann kann man außerdem davon ausgehen, dass die Prüfer als Praktiker diese auch kennen, deswegen ist es sinnvoll, Rechtsprechung auch einmal zu lesen.
Es war auch eine schöne Zeit, weil man irgendwie soziale Dinge in der Gruppe gemacht hat und so Freizeitliches mit Jura verbinden konnte.

 

Mit welchen Lernmaterialien hast du dich vorbereitet und viele Klausuren hast du in deiner Examensvorbereitung geschrieben?

Ich habe mir selber Karteikarten geschrieben, die teilweise 20-30 Punkte hatten und die ich mir sehr regelmäßig durchgelesen und vorgelesen habe. Es ist wichtig, sich den Stoff mindestens fünf mal, besser öfter, anzusehen, nicht nur 3-4 mal, da man ihn sonst  bis zu den Prüfungen wieder vergisst. Das erfordert eine konsequente Widerholungsstrategie. Meine Karteikarten habe ich dann oft schon auf den langen Fahrten mit dem Bus zurück nachhause das erste Mal wiederholt. Die Wiederholungen mit den Karteikarten habe ich nie vernachlässigt, egal wie lang der Lerntag dadurch wurde. Ich habe mir meine Karteikarten oftmals auch laut vorgelesen, so blöd das auch klingen mag. Das hilft aber zusätzlich zum Einprägen der Inhalte.
Übungsklausuren habe ich definitiv zu wenige geschrieben. Ich habe aber durch meine sehr ausgefeilten Karteikarten und die Lernstrategie, die ich damit verfolgt habe, schon vieles kompensiert, da ich mir teilweise ganze Formulierungen für beispielsweise Obersätze so antrainiert habe. In der Klausur ist mir die Anwendung dadadurch leichter gefallen. Klausuren habe ich zum Trainieren des richtigen Zeitmanagements aber vor allem im Strafrecht geschrieben, weil man dort meist Zeitprobleme bekommt und oft nicht weiß, wie man die angefertigte Lösungsskizze in drei Stunden noch ausformuliert aufs Papier bekommt. Grundsätzlich ist es aber schon ratsam, Übungsklausuren mitzuschreiben, um auch mit einem sicheren Gefühl und praktischer Erfahrung im Klausurenschreiben in die Examensprüfung zu gehen, so gesehen bin ich, was das angeht, wahrscheinlich nicht das beste Vorbild.

Sehen Sie sich gerne auch unser entsprechendes YouTube-Video zum Interview mit Thomas Bonerath an:
   
Ihr Team der Akademie Kraatz

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