Lernmethoden im Jura Studium: effektiv Lernen mit der Feynman-Methode

13.01.2025 | von RA Mario Kraatz

Welche Lernmethoden sind die richtigen für mich?

Das Jurastudium ist einer der anspruchsvollsten Studiengänge - und vielleicht von allen Fachrichtungen mit dem meisten Lernaufwand verbunden.
Sicherlich fragt sich daher jeder Jurastudierende nicht nur einmal während seines Studiums, ob seine Lernmethode die effektivste und beste ist, um sich auf die Klausuren vorzubereiten. Schließlich gilt es, die enorme Fülle des Stoffes innerhalb einer begrenzten Zeit, die man für die Prüfungsvorbereitung hat, zu verinnerlichen.
Bevor Du Dir jedoch konkrete Lernmethoden ansiehst, ist es ratsam, dass Du Dein bisheriges Lernverhalten einer ersten Analyse unterziehst. Denn selbst die beste Methode wird nichts nützen, wenn sie nicht zu Dir passt. 

1. Analysiere Deine Lerngewohnheiten

Versuche also, Dir bewusst zu werden, welche Deiner bisherigen Lernschritte Dich tatsächlich voranbringen und Deinen Lernerfolg auch deutlich steigern.
Gleichzeitig solltest Du herausfinden, was Dich beim Lernen stört? Neigst Du z.B. dazu, Dich durch das Handy ständig ablenken zu lassen, solltest Du es vom Schreibtisch verbannen. Die beste Lernmethode hilft Dir nicht weiter, wenn Du Dich immerzu ablenkst.

2. Finde heraus, welcher Lerntyp Du bist

Der bekannte Wissenschaftler Frederic Vester beschreibt in seinem Buch „Denken, Lernen, Vergessen“ (aktualisierte Auflage 1998) vier grundlegende Lerntypen, die sich in ihrer Vorliebe für die Aufnahme von Wissen verhalten. Die Einteilung ist für Studierende äußerst nützlich, wenn es darum geht, ihre eigenen Lernmethoden und Lernstrategien auszuwählen. Je nach den „Wahrnehmungskanälen“, die sie bevorzugen, gibt es vier Kategorien von Lerntypen:
  • auditiver Typ: zieht es vor, durch Gehör oder Sprechen zu lernen. 
  • optisch-visueller Typ: lernt zuverlässiger durch Beobachten und Sehen
  • haptisch-kinästhetische Typ: zieht es vor, durch Berührung und Empfindung zu lernen 
  • kognitiv-intellektueller Typ: bevorzugt das Lesen und Denken, um zu lernen. 
Nach Vester gehören die meisten Menschen zu Mischtypen. Zuordnungen zu verschiedenen Lerntypen können jedoch nützlich sein. Es existieren diverse Tests im Internet, die es ermöglichen, den eigenen Lerntyp  zu identifizieren und die geeigneten Lernstrategien auszuwählen.

Die Feynman Methode: Verstehen statt bloß konsumieren

Für seine Arbeit zur Quantenelektrodynamik erhielt der US-amerikanische Physiker Richard Feynman 1965 den Nobelpreis. Feynman gilt als Genie und zählt zu den bedeutenden Physikern des 20. Jahrhunderts. 
Er soll aber auch ein herausragender Lehrer gewesen sein, der sich darum bemühte, sein Fachgebiet auch für Laien und Studenten verständlich zu vermitteln. Er verwendete dafür eine Lernmethode, die heutzutage unter dem Namen Feynman-Methode bekannt ist. Außerdem kannst Du diese Lernmethode auch im Jurastudium anwenden, um schnell bessere Resultate zu erzielen.
Feynmans grundlegende Idee ist, dass es am effektivsten ist, den Lernstoff so zu erklären, als ob wir mit einem Kind oder einer Person sprechen würden, die weniger über dieses Thema Bescheid weiß als wir. Denn: Je einfacher es Dir fällt, etwas zu erklären, desto besser verstehst Du es!
Die Strategie zielt darauf ab, zu vermeiden, auswendig zu lernen, ohne das Gelernte tatsächlich zu begreifen. Ferner soll seine Methode verhindern, dass man nur oberflächliches Wissen erwirbt und es schnell vergisst.

Vorteile der Feynman-Methode im Jurastudium

1. Vorteil

Wenn Du absichtlich versuchst, bereits gelerntes Wissen aus Deinem Gedächtnis abzurufen (auch bekannt als Active Recall), kannst Du schnell erkennen, wo Deine Wissenslücken liegen und welche Themen Du schon problemlos beherrschst.
Auf diese Weise kannst Du Deine „Problem-Themen“ gezielt ansprechen und sieht, ob Du etwas wirklich verstanden hast oder nicht.

2. Vorteil

Aufgrund der Tatsache, dass Du möglicherweise auch ziemlich komplexe Sachverhalte und Fachbegriffe neu formulieren musst, wirst Du die Materie angemessen erfassen und ein umfassendes Verständnis dafür entwickeln.

3. Vorteil

Die Feynman-Methode lässt sich auf alle Themenbereiche anwenden und es ist nicht nötig, dass Du einen eigenen Lernpartner hast.

Die 4 Schritte der Methode

Die Lernmethode nach Feynman besteht aus vier grundlegenden Schritten:
  • Schritt eins: Wähle ein Thema (z.B. den Tatbestand des Diebstahls) und studiere es intensiv.
  • Schritt zwei: Erkläre das Thema in Deinen eigenen Worten, als würdest Du es einem Kind erklären.
  • Schritt drei: Identifiziere Wissenslücken und kehre zum Studium zurück, um diese zu füllen.
  • Schritt vier: Vereinfache Deine Erklärung Schritt für Schritt noch weiter, bis sie ein Kind wirklich verstehen würde. Nutze dazu Analogien und Beispiele.

Schritt 1: Themenwahl

Achte bei der Themenwahl darauf, dass die Thematik nicht zu umfangreich oder komplex ist. Teile Dir ein umfassendes Thema ggf. in kleinere Stücke auf. Anstatt also z.B. die Vermögensdelikte zu wählen, nimm Dir zunächst nur den Diebstahl vor.

Schritt 2: Einfach erklären

Werde zum Lehrer. Versuche, das Thema so zu erklären, dass ein Kind es verstehen kann. Das geht auch, wenn man allein ist. Z. B. solltest Du Dir Notizen machen und das Thema schriftlich erläutern. Wenn Du diesen Schritt machst, musst Du das Thema auf seine elementaren Bestandteile reduzieren und eine komplexe Fachterminologie vermeiden. Es geht darum, das Wesentliche so zu vermitteln, dass es von allen verstanden werden kann.

Schritt 3: Wissenslücken identifizieren

Es ist möglich, dass Wissenslücken auftreten, wenn Du versuchst, das Thema in einfachen Worten zu erklären. Schreibe Dir diese auf und kehre dann zurück zur Quelle der Informationen (z.B. Dein Lehrbuch oder Skript zu § 242 StGB), um weitere Recherchen zu starten. Bevor Du fortfährst, füllen die Lücken. Dieser wiederholende Vorgang unterstützt Dich dabei, Dein Wissen zu vertiefen und sicherzustellen, dass Du das Thema vollständig begreifst.

Schritt 4: Vereinfachen und Wiederholen

Nachdem Du die Wissenslücken gefüllt hast, vereinfache Deine Erklärung weiter, bis sie ein Kind auch wirklich richtig verstehen würde. 

Zusammenfassung: Mit der Feynman-Methode effektiver lernen

Die Feynman-Methode ist eine erprobte und effektive Lerntechnik, die es Dir ermöglicht, ein Thema richtig zu durchdringen sowie dieses dann im Anschluss besser zu verstehen und länger im Kopf zu behalten. Es gibt jedoch nicht DIE eine Lernmethode, sondern viele lernpsychologisch erprobte Lernmethoden. Du solltest im Laufe Deines Jurastudiums (vor der Examensvorbereitung!) verschiedene Lernmethoden testen, um zu sehen, welche am besten zu Deinem persönlichen Lerntyp passen. Lies Dir auch gerne unseren Artikel zu der unter uns Juristen sehr beliebten Pomodoro-Technik  durch!
Wenn Du effektiv und auf Basis neuester lernpsychologischer Erkenntnisse lernen willst, sind die Kraatz Group, die Akademie Kraatz (vom ersten Semester bis zum ersten Examen) und die Assessor Akademie (Referendariat und zweites Examen) seit vielen Jahren Dein zuverlässiger Partner. Wir sind einer der Vorreiter im juristischen blended learning  und bieten allen unseren Unterricht selbstverständlich auch remote via Zoom an.
Ruf uns sehr gerne an für Deine Probestunde oder einen kostenlosen Beratungstermin.

Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer des Jura Essentials Verlags

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