Wie erstellt man einen Lernplan für das 1. juristische Staatsexamen?

Die Vorbereitung auf das 1. juristische Staatsexamen stellt neben der zu lernenden und beherrschenden Stoffmenge noch ein organisatorisches, strukturelles und finanzielles Problem dar. Hier wollen wir Dir zeigen, wie du in 10 Schritten Deinen Lernplan zum Staatsexamen aufstellst:



Inhaltsverzeichnis

  1. Vorprüfung
  2. Prüfungsordnung
  3. Prioritätensetzung
  4. Lernmethoden
  5. Planung
  6. Organisation
  7. Struktur
  8. Klausur
  9. Anmeldung
  10. 2 Monate vor dem Examen
  11. 1 Woche vor dem Examen


1. Vorprüfung

Bevor du mit der Examensvorbereitung beginnst, solltest du dir erst einmal Gedanken machen, wie du die nächsten 2 Jahre vorgehen wirst. Beseitige möglichst viele Verbindlichkeiten und sorge für viel flexiblen Zeitraum. Je weniger Scheine du noch machen und je weniger du arbeiten musst, desto besser kannst du dich auf dein Staatsexamen vorbereiten. 
Sei dir auch dessen bewusst, wie du die nächsten 1-2 Jahre finanzieren willst. Neben einem Bildungskredit kannst du auch einem Nebenjob nachgehen. Aufgrund des zeitlichen Drucks solltest du dir vorher überlegen, welche Belastung du dir in der Examensvorbereitung zumuten kannst. Lass dir lieber mehr Zeit für die Vorbereitung, als dass du 2 Jahre lang deinen Stundenplan von morgens bis abends mit Terminen und Lernvorhaben füllst. Für deine Motivation ist es besser, ständig und regelmäßig das Mindeste zu erfüllen, als täglich an deine Kapazitätsgrenzen zu gehen. Lass dich von einem kostenfreien Finanzberater gut und umfangreich finanziell beraten und überlege dir, welche Versicherungen du in dieser Zeit brauchst und welche du besser kündigen solltest. Überlege dir anschließend, welche Materialien du neben deinen Gesetzestexten und deinem Laptop noch benötigst und ob und wie du ein Repetitorium finanzierst.


 

2. Prüfungsordnung

In der Prüfungsordnung erfährst du, was von einem Prüfling im Examen erwartet wird. In der Prüfungsordnung steht auch, welche Fächer abgefragt werden und welche Priorität diese Fächer haben. Auf die Worte eines Professors, eines Repetitors oder Kommilitonen, kannst du dich später nicht berufen - auf die Prüfungsordnung jedoch schon. Solltest du bislang noch keinen Blick in die Prüfungsordnung geworfen haben, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Leg jetzt alles zur Seite und lese dir die Prüfungsordnung am besten 2 Mal durch. Achte dabei darauf, welche Informationen neu für dich sind und welche du schon kanntest.


 

3. Prioritätensetzung

Nachdem du die Prüfungsordnung gelesen hast, weißt du nun, welche Fächer eine höhere Priorität haben als andere und was neben dem Lernstoff noch an Fähigkeiten vorausgesetzt wird. Die Prioritäten wiederum lassen sich thematisch unterteilen. Es gibt bestimmte Themen, die im Examen häufiger überprüft werden als andere. Eine Liste der Prioritäten haben wir in unseren vorgefertigten Lernplänen schon für dich vorbereitet. Diese kannst du anschließend nach deinem Fortschritt und Können anpassen. Hier geht’s zu den Lernplänen.


 

4. Lernmethoden

Die zu beherrschende Stoffmenge ist als Ansammlung von Informationen zu definieren. Diese Informationen müssen Zugang zu deinem Gedächtnis finden und sich dort verankern, im Kontext zu den anderen Informationen stehen und abrufbereit sein. Wie du diese Information langfristig abspeichern kannst, musst du durch Lernen und Abfragen erproben. Je einfacher du die Information abrufen kannst, desto besser ist deine Lernmethode. 

 

a) Ordnung

Auch die Anordnung deiner Lernunterlagen gehört zum Lernprozess dazu. Ordne deine Unterlagen und Karteikarten also nach der Hierarchie der Gesetze und setze sie in Verhältnis zueinander. Je näher deine Organisationsstruktur dem Gesetz ähnelt, umso einfacher verstehst du das Gesetz. Beachte, dass die Darstellung eines Gutachtens eine andere Form hat als das Gesetz. 

 

b) Fokus

Die ständige Erreichbarkeit zur Außenwelt kann eine beeinträchtigende Rolle in deiner Lernplanung annehmen.
 
Damit Informationen Zugang zu deinem Gedächtnis finden, muss eine geistige Verbindung zwischen dir und der Materie bestehen. Das klappt am besten, wenn du komplett fokussiert bist. Dein Fokus kann vor, während und nach dem Lernen durch externe Störquellen beeinflusst werden. 
 
Bist du vor dem Lernen mit Informationen konfrontiert, die dich beim Lernen beschäftigen, dann kreisen deine Gedanken um ein anderes Thema, aber nicht das Thema, mit dem du dich gerade beschäftigen willst. Achte also darauf, dass du vor dem Lernen deine Kapazität nicht schon ausschöpfen kannst. Starte stattdessen mit voller Energie in deinen Lernalltag, ohne vorher auf das Handy zu schauen.
 
Legst du z.B. Wert darauf, dass dein Smartphone beim Lernen bei dir ist und du regelmäßig deine Benachrichtigungen überprüfen kannst, dann wird dein Fokus darunter leiden. Bei jeder Störung musst du deine gesamte Energie wieder dafür aufbringen, deinen Fokus hochzufahren. Dabei erlangst du nie die 100% deiner Kapazität und mit jeder Störung sinkt diese Zahl weiter. Der Informationsfluss wird gestört. 
 
Aber auch nach dem Lernen kannst du deinem Gedächtnis etwas Zeit geben, um wieder herunterzufahren und die Information abzuspeichern, statt sie mit neuer Information zu überspielen.
 
In der heutigen Zeit spielt die Kommunikation mit der Außenwelt und die ständige Erreichbarkeit eine so große Rolle, dass wir das schon gar nicht mehr bewusst merken. Sofern du keine Pflegeperson zu betreuen hast, setze dir zum Ziel, 4 Stunden am Stück am Tag nicht erreichbar zu sein. 
 
 

c) Karteikarten

Damit Informationen langfristig in deinem Gedächtnis bleiben, solltest du diese immer dann abrufen, wenn sie kurz davor sind, vergessen zu werden. Hierbei helfen dir digitale Karteikartenprogramme. Diese haben den Vorteil, dass Sie mehrere Ordnungsstrukturen gleichzeitig verwalten können, sodass du dich nicht um das Sortieren deiner Karteikarten kümmern musst. Zu vorgefertigten Karteikarten raten wir dir nur, wenn du bereits selbst welche geschrieben hast und diese als Ergänzung nimmst. Solltest du Probleme dabei haben, dir ein eigenes Karteikartensystem anzulegen, dann fang im Staatsorganisationsrecht an und frage dich, was ein Staat ist und nach welchen Prinzipien dieser Staat zusammengesetzt wird. Die Ausstrahlungswirkung von oben nach unten geht durch alle Ebenen. Eine weitere Karteikarte könnte dann die Definition eines Wortes und das Schema einer Anspruchsgrundlage sein. Solltest du auf ein Problem stoßen, so schreibe dir auf die Karteikarte, welche Meinungen hierzu vertreten werden und zu welchem Ergebnis diese führen. 
 
 

d) Struktur

Das Prüfungsamt setzt ferner voraus, dass du dir eine juristische Gedankenstruktur erschaffst, mit der du in der Lage bist, jeden Sachverhalt im Gesamten wahrzunehmen, im juristischen Kontext zu erfassen und im Gutachtenstil zu präsentieren. Ziel ist es also, dass du einen Sachverhalt komplett erfassen und die einzelnen Probleme herauslesen kannst. Anschließend solltest du die Klausurlösung erst grob und danach fein skizzieren, bevor du dich an das Schreiben eines Gutachtens machst. Solltest du Probleme mit dem Gutachtenstil haben, dann schnapp dir mal das dünnste Buch zum Gutachtenstil in deiner Bibliothek und schreibe dir heraus, welche Fähigkeiten du bereits gelernt hast und an welchen Baustellen du arbeiten solltest. 


 

5. Planung

Bei der konkreten Planung deiner Examensvorbereitung ist es wichtig, Tools an die Hand zu bekommen, die flexibel angepasst werden können, deine gesamte Struktur jedoch nicht unterbrechen. Hierfür eignet sich ein flexibler Wochenplan. Dieser sollte idealerweise eine Tabelle mit in Lerneinheiten verpacktem, examensrelevanten Lernstoff,  ein Wiederholungssystem für die Lerneinheiten, ein Klausurtagebuch, eine To-Do-Liste sowie eine Liste für examensrelevante Fälle und Examensklassiker beinhalten.

 

a) Wochenplan

In deinen Wochenplan packst du erstmal Zivilrecht, Öffentliches Recht, Strafrecht, tägliche Wiederholung mit Karteikarten, wöchentliche Wiederholung der Lerneinheiten, deinen eventuellen Nebenjob und Freizeit rein. Einen Teil deiner Freizeit machen dabei leider auch Einkäufe, Wäsche, Haushalt, Arztbesuche und Bürokratie aus. Versuche, dir gezielt Zeit dafür einzuplanen.  
 
 

b) Lernplan

Damit du bei deiner Planung möglichst flexibel bleibst, ist für die Erstellung deines Lernplans ein “Fahrplan” notwendig. Hierfür benötigst du eine Tabelle mit der Eintragung der Kalenderwochen auf der senkrechten Achse und die Gebiete auf der waagerechten Achse. Den Lernstoff der jeweiligen Gebiete trägst du dann grob in kleine Lerneinheiten in die jeweiligen Lernwochen ein. Die detaillierte Planung deines Fahrplans kannst du dann alle 4-6 Wochen ändern oder vertiefen. Dabei kannst du immer wieder überlegen, ob der Plan und deine Strategie funktionieren und ob er für dich sinnvoll ist. Wichtig ist, dass du auch mal eine Strategie für 4-6 Wochen durchziehst, auch wenn du dir unsicher bist, ob diese greifen werden. Solltest du deine Strategie umwerfen und eine neue erarbeiten, kannst du diese direkt in deinen Fahrplan eintragen. 
Ein Fahrplan hat die Besonderheit, dass man die einzelnen Lernblöcke nach Sinn und Zusammenhang aufstellen kann. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, Amtshaftungsdelikte im öffentlichen Recht, Deliktsrecht im Zivilrecht und Vermögensdelikte im Strafrecht auf eine Woche zu legen. Je mehr Schnittpunkte die Rechtsgebiete und Lerneinheiten gemeinsam haben, umso einfacher ist es für dich, Verknüpfungen zu bilden und das Wissen langfristig im Gedächtnis zu behalten. 
 
 

c) Wiederholungsplan

Damit du die Lerneinheiten nicht erst alle 3-4 Monate wiederholst, ist es sinnvoll, eine Wiederholungseinheit in deinen Wochenplan einzubauen. Hierbei geht es darum, Lerneinheiten in systematischer Reihenfolge zu wiederholen. Wir haben für dich Lerneinheiten nach Prioritäten aufgeteilt und sie gelistet. So weißt du, welches Thema du wann wiederholen musst. Dabei ist der Wiederholungsplan im interaktiven Lernplan so aufgebaut, dass du persönlich entscheiden kannst, welche Lerneinheiten du wiederholen möchtest.
 
 

d) Klausurtagebuch

Besonders wichtig für deine Examensvorbereitung ist die detaillierte Analyse deiner Übungsklausuren. Ob du persönlich 10 oder 150 Klausuren schreiben willst, hängt ganz davon ab, wie viel Wissen du dir im Studium angeeignet hast, wie viel davon abrufbar ist und wie viele Klausuren du schon geschrieben hast. Dabei werden nur Klausuren berechnet, die auf Examensniveau sind. 
 
Vor jeder Klausur solltest du dir überlegen, welches Ziel du mit der nächsten Klausur verfolgst. Ziele können sein: 
 
  • Überhaupt eine Klausur abgeben
  • Schwerpunktsetzung beachten
  • Gutachtenstil durchgehend beibehalten
  • Alle Probleme erkennen
  • Mit der Klausur fertig werden


Klausuren lassen sich in formelle und materielle Voraussetzungen unterteilen. Bei den formellen Voraussetzungen werden folgende Punkte beachtet:
 
  • Sachverhalt wurde richtig erfasst
  • Sprache ist fehlerfrei und präzise
  • Gutachtenstil durchgehend eingehalten
  • Gutachten ist logisch und nachvollziehbar 
  • Argumente sind nachvollziehbar
  • Klausur ist optisch gut dargestellt
  • Schrift ist lesbar
  • Klausur ist vollständig
  • Zeitmanagement 
  • Schwerpunktsetzung erkannt
  • Definitionen werden beherrscht
  • Auf wie viele Seiten erstreckt sich die Klausur?
Bei der materiellen Voraussetzung wird darauf geachtet, ob du das Gesetz richtig verstanden hast und anwenden kannst. 
 
Schreibe dir nach jeder Klausur heraus, wo der Schwerpunkt der Klausur lag und ob du diese Probleme erkannt hast. Schreibe dir weiterhin auf, welche der formellen und materiellen Voraussetzungen du bereits beherrschst und auf welche du bei der nächsten Klausur achten musst. Schreibe dir auch auf, welche Verbesserungen du in der Klausur feststellen konntest und was deinem Korrektor besonders gefallen hat. Zum Schluss überlegst du dir noch, was du bei der nächsten Klausur besser machen willst. Ein Klassentagebuch findest du auch in unserem Shop. Dieser stellt dir auch eine grafische Darstellung deiner Ergebnisse zur Verfügung. So kannst du kurz vor dem Examen tabellarisch deine Probleme auf einen Blick erfassen und in Erinnerung rufen. 
 
 

e) Lerntagebuch

Einer der wichtigsten Lernmethoden ist die Reflexion. Schreibe dir nach jedem Lerntag heraus, was du gelernt hast, was du bis heute noch nicht wusstest. Schreibe dir dann dazu, wie lange du gelernt hast und überlege dir, wieso es so lange gedauert hat. Mit dieser Lernmethode solltest du dir bewusst werden, ob du deine Zeit sinnvoll einsetzt oder ob du Zeit verschwendest. Außerdem solltest du dich nach einem anstrengenden Lerntag trotzdem bemühen und das Gelernte wieder durchgehen. Am nächsten Lerntag schaust du nochmal über deine Notizen und rufst dir noch einmal auf, was du gelernt hast. Daran kannst du nun anknüpfen. 
 


f) To-Do-Liste

Eine To-Do-Liste sollte bei deinem Lernplan nicht fehlen, damit du alle examensrelevanten Punkte an einem Ort hast. So pflegst du eine Arbeitsmappe nur für dein Examen und vermischst es nicht mit anderen Gebieten. 

 

g) Examensrelevante Fälle

Examenstreffer und Examensklassiker sollte man zumindest gehört oder gelesen haben. Damit du dir nicht erst kurz vor dem Examen eine Liste erstellen musst, kümmere dich schon vorher darum und fülle diese mit Fällen während deiner gesamten Examensvorbereitung aus. So bekommst du auch ein Gefühl dafür, welche Fälle wichtig sind. 
 
Dies sind erprobte Tipps, jedoch musst du für dich selbst herausfinden, ob sie für dich auch funktionieren. Lass uns gerne wissen, ob du mit einigen der Tipps etwas anfangen konntest. 
 
Juraexamensplan und Akademie Kraatz wünschen dir gutes Durchhaltevermögen während deiner Examensvorbereitung und viel Erfolg im Examen.


Dieser Beitrag wurde verfasst von 
Juraexamensplan (Chewar Ali)

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