Mental Health: So reduzierst Du psychischen Druck im Jurastudium

19.07.2024 | von Dr. Robert König


 

Psychische Probleme erkennen und ihnen vorbeugen

Der Druck, erfolgreich zu sein, der von den Eltern und der Gesellschaft ausgeht, die hohen Anforderungen im Studium und der Wettbewerb unter den Studierenden, stellen für die meisten Jurastudenten große Herausforderungen dar. Wenn man da nicht bewusst und vor allem sorgsam und achtsam mit der eigenen Psyche umgeht, besteht die Gefahr, ernsthafte psychische Probleme bis hin zum Burnout oder einer Depression zu bekommen.
Vorsorge ist besser als Nachsorge! Daher soll sich im heutigen Beitrag alles darum drehen, den psychischen Druck im Jurastudium zu reduzieren, damit es gar nicht so weit kommt, dass man krank wird.

Gründe für Druck, Stress & psychische Belastung

Der erste Schritt zur Besserung, ist eine Diagnose, was die Ursachen der psychischen Belastung sind. Diese sind vielfältig und individuell. Die häufigsten Gründe, über die Jurastudenten berichten, sind die folgenden:

Notendruck & Prüfungsstress im Staatsexamen

Der Notendruck im Jurastudium ist enorm und das Notensystem nicht nachvollziehbar. Habt Ihr einem Nichtjuristen schon einmal versucht zu erklären, dass es 18 Punkte gibt, aber 18 Punkte nicht einmal Chuck Norris schreiben würde? Oder die Tatsache, dass ein Vollbefriedigend (> 9 Punkte = 3+) eine sehr gute Note ist. Das kann kaum jemand außerhalb der Jurablase auch nur ansatzweise verstehen.
Dazu ist die Examensvorbereitung brutal. Letztlich zählt nur das Examen am Ende des Studiums. Der Umfang des Stoffs ist enorm und zudem reicht bloßes Auswendiglernen nicht aus, sondern man muss fest damit rechnen, im Examen auch unbekannte Klausuren zu bekommen. Wenn man nicht besteht, sind all die Jahre umsonst gewesen und man steht „nur“ mit dem Abitur da.

Mental Health ist für viele Profs. ein Fremdwort

In Deutschland wurde leider das Thema Psyche viele Jahrzehnte schlicht missachtet. Das gilt insbesondere für die ältere Generation, zu der viele Professoren zählen. Sprüche wie „Schauen Sie nach rechts und nach links: Diese Kommilitonen werden nicht mit Ihnen Examen schreiben“, wirken nicht gerade aufbauend.
Ab dem Beginn des ersten Studiensemesters wird der Druck erhöht und Ängste werden geschürt. Man will „aussieben“. „Die Abschlussnote hat eine enorme Bedeutung, da andernfalls Gefahr besteht, im schlimmsten Fall einen Beruf wie Taxifahrer oder Lehrer ergreifen zu müssen.“ „Wer nicht mindestens zehn Stunden täglich in der Bibliothek verbringt, kann gleich aufgeben.“ Dies alles ist bedauerlicherweise keine Fantasie, sondern sind reale Aussagen von Dozenten, die mir im Laufe von Studium und Referendariat begegnet sind. Letztlich, da kann ich Euch beruhigen, ist das alles aber nur heiße Luft. Die Jobsituation war für Juristen noch nie so gut wie heute; selbst ohne ein Prädikatsexamen. Wenn Euch solche Sprüche im Studium unterkommen, denkt an einen anderen Spruch: „Rechts rein, links raus.“ So habe ich das auch gehandhabt und bin sehr gut damit gefahren.

Nicht soziale Studierende

Natürlich stimmen die Vorurteile uns Juristen gegenüber, dass wir unsozial und arrogant wären, nicht! Jedoch können vor allem für Harmonie liebende Menschen manche Kommilitonen zur echten Gefahr für die mentale Gesundheit werden. Konkurrenzdenken und unsoziales Verhalten, wie das berühmte Seiten-Rausreißen in der Bibliothek, sind bedauerlicherweise kein Mythos. Was hilft, ist es diesen Menschen einfach aus dem Weg zu gehen. Das ist ja das Schöne am Studium, dass man in keiner festen Klassengemeinschaft mehr ist und sich selbst aussuchen kann, mit welchen Menschen man Zeit verbringen möchte.

Stressiger Nebenjob & finanzielle Sorgen

Finanzielle Sorgen sind ein Thema, das für jeden Menschen psychisch sehr belastend sein kann. Diese Sorgen haben auch viele andere Studenten. Nur hat man im Jurastudium viel weniger Zeit für einen Nebenjob, als z. B. in den Kulturwissenschaften. Während die meisten anderen Studenten ihre Semesterferien genießen oder arbeiten können, müssen wir noch Praktika ableisten und Hausarbeiten schreiben.

Tipps für Deine mentale Gesundheit!

Was gegen die psychischen Belastungen des Jurastudiums hilft, ist ein Stück weit individuell. Manche Jurastudenten finden ihren Ausgleich z.B. im Sport, während andere sich der Musik widmen. Selektiere daher von den folgenden Tipps diejenigen, die für Dich passen:

Ausgleich schaffen

In jedem Fall ist es wichtig, einen Ausgleich zum Jurastudium zu finden, denn Du bist in erster Linie Mensch und nicht Jurastudentin oder Jurastudent. Es darf nie so weit gehen, dass Du Dich in den sozialen Rückzug begibst und von morgens bis abends nur noch lernst. So ein extremes Lernpensum, was manche Studenten fahren, ist auf Dauer nicht schaffbar. Dauerbelastung und Dauerstress sind nicht gesund und führen leider häufig zum Burnout oder anderen psychischen Krankheiten. 
Als Ausgleich eignet sich alles, was Dir Spaß macht und Dich Deinen Kopf abschalten lässt. Für manche ist das der Sport und für andere das Engagement in einem Verein oder das Musizieren im Orchester.

Trainiere Deine Resilienz

Resilienz  beschreibt die Fähigkeit, belastende Situationen psychisch gut zu bewältigen. Nicht einfühlsame Professoren oder arrogante Studenten, die Dir ein schlechtes Gefühl geben, wenn Du nicht den ganzen Tag mit Lernen in der Bibliothek verbringst, können Dir nichts anhaben, wenn Du resilient bist. Natürlich ist dies einfacher gesagt als getan. Aber Resilienz und das richtige Mindset können trainiert werden. 

Ängste bewältigen

Falls Du unter Ängsten leidest, ist es wichtig, dass Du Dich rechtzeitig Ihnen stellst. Wenn Du erst in der Examensvorbereitung anfängst, etwas gegen Deine Prüfungsangst zu unternehmen, ist es häufig schon zu spät.
Tipp: An vielen Universitäten gibt es Uni-Psychologen, die Du kostenlos für eine Beratung aufsuchen kannst.

Prokrastination überwinden

Ein weiterer häufiger Faktor für psychischen Stress ist das Prokrastinieren. Man schiebt aus den unterschiedlichsten Gründen (Versagensangst, übertriebener Perfektionismus, Mangel an Motivation, fehlerhaftes Zeitmanagement usw.) das Erledigen wichtiger Aufgaben, z.B. das Lernen für die nächste Jura Klausur oder die Hausarbeit, solange auf, bis man in Zeitnot und Stress gerät. Wenn Dir dies bekannt vorkommt, lies Dir gerne unseren ausführlichen Artikel zum Überwinden der „Aufschieberitis“durch.

Integrierter Jura Bachelor würde helfen

Immer mehr Unis führen den integrierten Bachelor of Laws ein. Dadurch wird Dir einiges an Druck aus dem Jurastudium genommen. Denn selbst, wenn Du das Examen nicht bestehen solltest, hast Du einen qualifizierten Abschluss in der Tasche!

Fazit zum Umgang mit psychischem Druck im Jurastudium

Dieser Artikel soll Dir keine medizinischen Ratschläge geben, sondern Dich für das Thema Mental Health sensibilisieren, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wenn Du Faktoren für Stress und Druck rechtzeitig erkennst, kannst Du diese oftmals angehen, bevor sie zu einem echten psychischen Problem werden. Im Zweifel solltest Du Dir aber immer professionelle Hilfe holen. Nutze z.B. die psychologischen Beratungsangebote der Universität.
Die Repetitorien der Kraatz Group, die Akademie Kraatz für das 1. und die Assessor Akademie für das 2. Examen, stehen Dir als Teilnehmer auch in Fragen Deines persönlichen Wohlbefindens während Studium und Examensvorbereitung zur Seite.

Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer des Jura Essentials Verlags
 


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