Studieren bedeutet viel mehr als nur Lernen! Eine Universität bietet Ihnen beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Studenten sind sich unabhängig von ihrer Studienrichtung dieses Privileges oft gar nicht bewusst - und machen dementsprechend auch kaum davon Gebrauch. 

Vorlesungen absitzen und AGs besuchen. Für viele Studenten stellt das den Unialltag dar. Sie trennen ihr Leben strikt in Studium und Privates und übersehen dabei, dass Studieren weit über das Lernen in Vorlesungen und AGs hinausgeht. Es geht darum, sich in ein wissenschaftliches Umfeld zu begeben und sich darauf einzulassen. Das endet nicht mit dem Ende einer Vorlesung, sondern ist vielmehr ein andauernder Integrationsprozess. Besonders für Studienanfänger stellt dies einen ungewöhnlichen Habitus dar, weil sich zuvor Schule immer klar von Privatem abgrenzen ließ. Der Unialltag formt das Leben jedoch dergestalt um, dass man fast gezwungen bist, Studium und Privates miteinander zu verbinden. Es dauert eine Zeit, sich mit den neuen Abläufen und den harten Anforderungen des Studiums, seiner größer werdenden Eigenverantwortung und dem steigenden Leistungsdruck abzufinden. Wenn man die Chancen des Studierens aber erst erkannt hat, ärgert man sich nicht mehr über „wenig Freizeit“ und die viele Stunden in Uni und Bib. Vielmehr erkennt man diese Zeit als Möglichkeit, sich frei nach seinem Willen zu entfalten, zu engagieren, zu forschen, in Gruppen zu lernen oder selbst zu lehren. Die Juristische Fakultät hält für jeden einen Platz bereit, der seinen noch nicht gefunden hat. Seien sie deshalb mutig und probieren Sie unterschiedliche Angebote aus.

 

Besuchen Sie (fakultätsübergreifende) Veranstaltungen

Um sich über Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen, Interviews, Gastvorträge, Präsentationen und ähnliches auf dem Laufenden zu halten, informieren Sie sich am besten regelmäßig über die Website und die Social Media Kanäle Ihrer Universität bzw. Ihrer Fakultät. Es gibt jeden Tag Veranstaltungen an den verschiedensten Universitätsinstituten, die für Studenten und sämtliche Mitarbeiter der Uni interessant sein können. Oftmals sind auf solchen Veranstaltungen bekannte Persönlichkeiten, etwa Politiker oder namhafte Wissenschaftler und Professoren, mit denen Sie sich privat niemals hätten treffen geschweige denn in eine Diskussion treten können, vertreten. Das ist eine große Chance für Sie und sehr inspirierend, weshalb Sie danach stets die Augen offen halten sollten. Insbesondere bei Veranstaltungen Ihrer eigenen Fakultät ist dies gleichzeitig eine gute Möglichkeit, sich zu vernetzen und ggf. andere Professoren und Lehrstühle als die Ihnen bekannten kennen zu lernen.

 

Gehen Sie zu Seminaren

Professoren bieten in Ihren spezifischen Forschungsbereichen oftmals Zusatzseminare an, die manchmal blockweise an Wochenenden, manchmal über längere Zeit auf mehrere Wochenstunden verteilt abgehalten werden. Informieren Sie sich deshalb regelmäßig über Seminare und hören Sie in Vorlesungen, die Sie interessant finden, gut zu, denn dort machen Professoren ggf. Werbung für ihre weiterführenden Seminare. Die Gruppen sind meist viel kleiner als in Vorlesungen und die Themengebiete so komplex, dass Sie sie wahrscheinlich trotz eigenen Interesses niemals in der Tiefe für sich hätten aufschlüsseln können. Nehmen Sie Seminare deshalb als nützliche Möglichkeit wahr, Ihren eigenen Interessenschwerpunkt zu finden oder einfach etwas über den Tellerrand hinauszuschauen.

 

Halten Sie Ausschau nach Projekten

Vereinzelt bieten die Lehrstühle von Professoren an Juristischen Fakultäten ganz individuelle Projekte für Studenten an, die oft mit einem Studienaustauschprogramm verbunden sind. Die Voraussetzungen zur Bewerbung für Austausche und ähnliche Projekte mit grenzüberschreitendem Bezug sind meistens nur die persönliche Motivation des Studenten und das Engagement in dieser Sache. Wenn Sie also Lust auf etwas abenteuerliches und abwechslungsreiches haben, und gleichzeitig keine zusätzlichen Arbeiten, evtl. in Form vom Anfertigen von Seminararbeiten, scheuen, bewerben Sie sich für Projekte, die Sie interessieren! Juristische Fakultäten sind oftmals nicht nur europaweit, sondern darüber hinaus mit afrikanischen, amerikanischen und asiatischen Partneruniversitäten sehr gut vernetzt und so können Sie in viele Richtungen rechtsvergleichend arbeiten, dabei fremde Kulturen kennenlernen und Fremdsprachen sprechen. Die Projekte sind meist großzügig von Kanzleien und anderen Verbänden bezuschusst, sodass Sie im Vergleich zu privaten Reisen sogar noch einen riesigen Kostenvorteil hätten.

 

Bilden Sie Lerngruppen

Indem Sie Lerngruppen bilden, verbinden Sie Ihr Studium mit Privatem: Sie lernen von anderen, geben von Ihrem eigenen Wissen etwas weiter und lernen Kommilitonen kennen, was in Vorlesungen und selbst in AGs, die oft von mehreren Hundert Studenten besucht sind, kaum möglich ist. Das Studium verläuft jenseits von privaten Lerngruppen überwiegend anonym. Interaktion und persönlicher Austausch, auch unter den Teilnehmern, bleibt gering. Lerngruppen helfen Ihnen dabei, persönliche engere Kontakte zu knüpfen, Ihre Kommilitonen kennenzulernen und sich wohler zu fühlen. Sie tauschen sich über Probleme aus und stellen fest, dass sie mit vielem nicht allein sind. Gleichzeitig bietet Ihnen soziale Interaktionen einen Ausgleich zum einsamen Lernen in der Bib und auch lerntechnisch einen großen Mehrwert.

 

Bewerben Sie sich für Law Clinics

Manche Juristischen Fakultäten haben etablierte Law Clinics auf verschiedenen Rechtsgebieten, beispielsweise im Bereich Asylrecht, Verbraucherrecht oder Legal Tech, gebildet. Dort arbeiten Sie zum einen theoretisch juristisch in Vorlesungs- und Seminarformaten und zum anderen sehr praxisorientiert und eng in Teams miteinander zusammen. Law Clinics sind etwas besonderes und sollten von Ihnen, falls vorhanden, als Chance begriffen werden, das erste Mal mit Rechtssuchenden in Kontakt treten und als Rechtsberater mit professioneller Betreuung durch praktizierende Volljuristen auftreten zu können. Auch prozessuale Abläufe und bürokratischer Aufwand einer Rechtsberatung werden hier an echten Fällen verdeutlicht. Es gibt vor den jeweiligen Bewerbungsphasen Vorstellungstermine, wo sich Law Clinics präsentieren und ihre Arbeit erklären. Verschaffen Sie sich dabei einen Eindruck und entscheiden Sie sich ggf. für die Teilnahme an diesem sehr praktisch veranlagten Ausbildungsangebot.

 

Melden Sie sich für Tutorien an

Tutorien bieten an vielen Juristischen Fakultäten über Standard-AGs hinaus die Möglichkeit, das Gelernte zu verfestigen und Fragen zu stellen, die man in größeren Gruppen eher nicht stellen würde. Geleitet werden Sie von Studenten höherer Semester, die diese aus eigenem Engagement und aus Freude an der Lehrtätigkeit manchmal in Teams und manchmal einzeln leiten, um jüngeren Studenten auf die Sprünge zu helfen. Themensetzung und Termin- bzw. Zeitplanung sind entsprechend eher individuell und auf die jeweiligen Tutorienteilnehmer abgestimmt. Hiermit haben Sie also ein Angebot von Studenten für Studenten, von dem Sie jedenfalls dann Gebrauch machen sollten, wenn Sie unsicher sind und wenige erfahrene Ansprechpartner haben, die Sie bei inhaltlichen Problemen oder Fragen zum Studienverlauf und internen Angelegenheiten kontaktieren könnten. Tutorien spezialisieren sich auch auf verschiedene, von den Tutoren selbst gewählte Themengebiete, sodass Sie je nach persönlichen Stärken und Schwächen schauen können, welches Tutorium Sie besuchen möchten.

 

Engagieren Sie sich in der Fachschaft

Die Gesamtheit der Studenten einer Fakultät stellt die sog. Fachschaft dar. Die Interessenvertretung der Fachschaft erfolgt meistens durch den sog. Fachschaftsrat, der aus einer bestimmten Anzahl gewählter Studenten besteht. Die Arbeit der Gewählten bezieht sich auf die Vertretung fachlicher Belange wie beispielsweise Bibliotheksöffnungszeiten oder die Zurverfügungstellung von Klausurensammlungen. Dem Fachschaftsrat ist meist ein Raum in der Fakultät zugeteilt, der oftmals als eine Art  Café gestaltet ist, in dem die Mitglieder zu Präsenzzeiten für ihre Kommilitonen persönlich erreichbar sind. Die Räume der Fachschaft sind häufig auch beliebte Aufenthaltsräume für die Gemeinschaft, in denen gelernt, gefeiert oder auch zwischendurch einfach Club Mate getrunken. Wenn du engagiert bist und Lust hast, mit anderen engagierten Studenten studentische Interessen durchzusetzen und zu beraten, dann gehe einfach auf Mitglieder deiner Fachschaft zu und frag nach, wo noch Hilfe benötigt wird. Oftmals engagieren sich auch Nicht-Fachschaftsratsmitglieder im Team, da dies - insbesondere wenn es um Organisation und Umsetzung von Fakultätspartys oder kleineren Umtrünken geht - mit einer Menge Spaß verbunden ist.

Dies sind nur eine handvoll Möglichkeiten jenseits des Jura Pflichtplans, von denen Sie zumindest gehört haben sollten! Dabei ist es von Uni zu Uni verschieden, welche Angebote mehr und welche weniger stark vorhanden sind. Daher ist diese Liste längst nicht als abschließende und auch nicht als allgemein gültige Aufzählung von Möglichkeiten an der Juristischen Fakultät zu verstehen. Hören Sie sich auch selbst an Ihrer Fakultät um, fragen Sie im Sekretariat bei der Studienberatung, in der Fachschaft oder direkt am Lehrstuhl nach und informieren Sie sich in eigener Initiative auch auf der Homepage Ihrer Fakultät nach Angeboten.

Auf weitere interessante Nebenbestandteile des Jurastudiums wie beispielsweise Moot Courts, ELSA e.V. und Law & Legal, sowie auf das Thema Hochschulpolitik und StuPa, das insbesondere für Studenten der Rechtswissenschaft von Interesse sein könnte, wird umfassend in einem weiteren Blogbeitrag eingegangen.

Annalena Horn
 

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