Nebenjob: Arbeiten neben dem Jurastudium?

12.07.2024 | von Dr. Robert König

Gründe für und gegen einen Nebenjob

Das Studium, vor allem das Jurastudium, ist ein sehr langer Prozess. Im Laufe des Studiums wirst Du Dich früher oder später fragen, ob eine Tätigkeit nebenbei möglich ist und wie diese aussehen soll, wenn Du nicht gerade aus einem wohlhabenden Elternhaus kommst, das Dir Studium und alle darüber hinausgehenden privaten Bedürfnisse (wie Urlaub, Laptop und Party) ohne Anstrengungen finanziert. Der Nebenjob stellt eine willkommene Möglichkeit dar, die Haushaltskasse aufzubessern.
Aber auch, wenn Du von Zuhause aus mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet bist, kann ein Nebenjob reizend sein, um neben dem theoretischen Studium in die Praxis einzutauchen und neue Erfahrungen zu machen. Außerdem ist der Nebenjob auch ein Weg, sich ein Stück weit von den Eltern zu emanzipieren und eigenständiger zu werden.
Gegen eine Nebentätigkeit spricht vor allem eins: der Zeitfaktor. Das Jurastudium ist fordernd und durch den Nebenjob verlierst Du Lernzeit.

Welche Jobs kommen in Frage?

Wenn Du neben dem Jurastudium arbeiten möchtest, solltest Du eine Nebentätigkeit wählen, die sich auch gut im Lebenslauf macht und in der Du Deine juristischen Fähigkeiten anwenden kannst.

Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl

Es ist für die meisten Studenten bekannt, dass Lehrstuhljobs einen hohen Stellenwert haben und sich super im Lebenslauf machen. 
Zudem ermöglicht die Tätigkeit als studentische Hilfskraft an einem Lehrstuhl häufig eine aktive Beteiligung an der Entwicklung von Forschung und Unterricht; z.B. bei der Recherche für Fachaufsätze oder der Vorbereitung einer Vorlesung. Auch als Student ist man nicht nur auf administrative Tätigkeiten (oder Kaffee kochen) beschränkt.
Schließlich kann man als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl gute Kontakte knüpfen. Nicht selten promovieren ehemalige studentische Hilfskräfte nach erfolgreichem Abschluss des Examens am Lehrstuhl des jeweiligen Professors.

Studentischer Mitarbeiter in einer Kanzlei

Jurastudenten haben durch die Tätigkeit als studentische Hilfskraft in einer Anwaltskanzlei die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und ihr theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen. Diese Erfahrung kann nicht nur dazu beitragen, das Rechtssystem besser zu verstehen, sondern auch ein professionelles Netzwerk aufzubauen, das für künftige berufliche Perspektiven von Nutzen sein kann.
Für die Arbeit in einer Kanzlei spricht außerdem die Bezahlung, die in der Regel deutlich über derjenigen an einem Lehrstuhl liegt. Besonders lukrativ ist die Bezahlung in Großkanzleien. Dafür wird auch inhaltlich oftmals mehr erwartet und überdies ist der Stresslevel recht hoch.

Rechtsabteilungen von Unternehmen

Anstatt in einer Kanzlei kann man als Student auch in Rechtsabteilungen von Unternehmen arbeiten. Inhaltlich und finanziell sind diese Tätigkeiten mit derjenigen in einer Kanzlei vergleichbar.

Sonstige juristische Berufsmöglichkeiten

Neben den soeben vorgestellten „klassischen“ Arbeitsmöglichkeiten im juristischen Umfeld, bieten sich aber noch im Einzelfall vielfältige andere. Kurz gesagt: überall, wo Juristen arbeiten, kann es prinzipiell auch eine Einsatzmöglichkeit für Studierende geben. Daher kann es sich lohnen, z.B. auch Verbände oder Krankenkassen als potentiellen Arbeitgeber zu berücksichtigen.

Nicht juristische Nebenjobs?

Es ist aus beruflicher Perspektive nicht sinnvoll, in einem fachfremden, nicht-juristischen Bereich zu arbeiten. Fachfremde Arbeitsplätze sind normalerweise auch aus finanzieller Sicht kaum zu empfohlen. Schließlich erhöht sich das Einkommen mit der entsprechenden Qualifikation, die für uns Juristen nun einmal auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften liegt. 
Eine Anstellung außerhalb des Fachbereichs ist daher ausschließlich für Personen sinnvoll, die spezielle Qualifikationen (z. B. eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium) in einem anderen Bereich besitzen. Eine Nebentätigkeit mit rechtlichem Bezug ist für alle anderen besser.

Wie hoch darf die Arbeitszeit neben dem Studium sein?

Während des Grundstudiums und auch noch im Hauptstudium lassen sich Studium und Arbeit gut miteinander vereinbaren. Mehr als maximal 20 Stunden pro Woche würde ich als allgemeinen Richtwert dennoch nicht empfehlen. Darüber hinaus ist das Jurastudium nur sehr schwer schaffbar. Optimal ist ein Wochenarbeitstag (8 Stunden je Woche).
Auch sollte Dein Arbeitgeber flexibel sein und Dir ermöglichen, in der Klausurenphase Deine Arbeitszeit zu reduzieren und/oder ggf. remote von zuhause aus im Home-Office zu arbeiten.

Arbeiten während der Jura Examensvorbereitung?

Die Gründe, warum viele Studierende nebenher arbeiten gehen, können vielschichtig sein. Solltest Du arbeiten, um Deinen Lebensunterhalt zu finanzieren, gibt es natürlich kein „Entrinnen“ aus dieser Lage. Wenn Du jedoch den Nebenjob ausübst, um Dich von der Examensvorbereitung abzulenken und nur, um Dir vielleicht tolle Kleidung oder sonstige Luxusgüter leisten zu können, ist eindeutig zu sagen, dass Dein Staatsexamen in jedem Fall Vorrang haben muss!
Nicht zu vergessen ist die überbordende Stoffmenge. Du musst Dir bewusst sein, dass eine zielführende Juraexamensvorbereitung mindestens 5 bis 6 Tage Deiner vollen Aufmerksamkeit bedarf. Daneben noch übermäßig viel (d.h. mehr als einen Tag bzw. 8 Stunden die Woche) zu arbeiten, kann Deinen Examenserfolg schaden.
Du solltest erkennen, dass die Examensvorbereitung die größte Investition in Deine berufliche Zukunft darstellt. Rechne gerne einmal aus, wie hoch die Rendite für Dein ganzes Leben ist, wenn Du ein, zwei oder drei Punkte mehr im Staatsexamen erhältst. Stell Dir mal vor, Du bekommst 2.000 € - 3.000 € brutto mehr Gehalt pro Monat, je besser Deine Examensnoten sind. Deine beruflichen Perspektiven und Verdienstmöglichkeiten steigen dann exponentiell an. Wenn Du das auf Dein gesamtes Berufsleben hochrechnest, ist die Rendite enorm. 
Deshalb ist meine klare Empfehlung an Dich: Reduziere die Arbeitsbelastung in Deinem Nebenjob (natürlich, wenn es aus wirtschaftlichen Gründen möglich ist). Dein Fokus sollte auf der Examensvorbereitung liegen. Den finanziellen Engpass kannst Du ggf. durch einen Studienkredit schließen.

Alternativen: Ferienjob, Stipendium & Studienkredit

Ferienjob & bezahltes Praktikum

Die Möglichkeit eines Ferienjobs ist für Personen, die während des Semesters keinen Kopf für eine kontinuierliche Arbeitstätigkeit haben, ebenfalls eine echte Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Dabei sollte man natürlich sehen, dass man dennoch Praktika und Hausarbeiten in den Griff bekommt. Daher wäre ein bezahltes Praktikum die bessere Alternative, da man dann zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Allerdings werden die wenigsten Praktika im juristischen Bereich bezahlt, weshalb entsprechende Praktikumsstellen leider rar gesät sind.

Stipendium

Wenn Du gute Noten im Jurastudium hast, ist ein Stipendium eine super Alternative zu einem Nebenjob. Abgesehen von den finanziellen Vorteilen macht sich ein Stipendium auch hervorragend im Lebenslauf.

Studienkredit

Schließlich gibt es auch die Möglichkeit, einen Studienkredit aufzunehmen.
Tipp: Kombiniere Nebenjob und Kredit. Um während der Examensvorbereitung weniger arbeiten zu müssen, kannst Du die finanzielle Lücke durch einen Studienkredit schließen. Manche Studienkredite lassen sich jedoch nicht mehr kurz vor der Examensvorbereitung abschließen. Informiere Dich daher rechtzeitig über die einschlägigen Kreditbedingungen.

Achtung bei BAföG

Beim BAföG gelten gewissen Grenzwerte für das Einkommen aus einem Studentenjob, ab dem dieses auf das BAföG angerechnet wird. Über die jeweils aktuell und für Dich geltenden Grenzwerte informierst Du Dich am besten vor Beginn der Nebentätigkeit bei der zuständigen Behörde.

Fazit zum Jurastudium und Nebenjob

Die Gründe, warum Studenten neben dem Studium arbeiten gehen, sind vielfältig. Wenn man einem Nebenjob nachgehen will, bieten sich für Jura Studenten zahlreiche Möglichkeiten. Empfehlenswert ist eine Nebentätigkeit im juristischen Bereich. Achte jedenfalls darauf, dass Deine Studienleistungen nicht leiden, denn die größte langfristige Rendite bringt noch immer ein gutes Staatsexamen. Daher sollte man den größten Teil seiner Zeit in das Studium investieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, steht Dir die Kraatz Group seit über 20 Jahren mit effektivem Kleingruppen und Einzel Jura Unterricht zur Seite.
Die Akademie Kraatz begleitet Dich vom ersten Semester bis ersten Staatsexamen. Im Referendariat und zweiten Staatsexamen ist die Assessor Akademie der erste Ansprechpartner. Ruf uns gerne an für einen kostenlosen Beratungstermin oder eine Probestunde!

Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer Jura Essentials Verlag
 

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