Prokrastination („Aufschieberitis“) im Jura Studium und Referendariat überwinden
01.01.2024| von Dr. Robert König



Welcher Jurastudent oder Referendar kennt es nicht? Eigentlich muss man noch für die nächste Jura Klausur lernen oder an der StGB Hausarbeit weiterschreiben, aber die neue Netflix Serie erscheint viel interessanter.

Gründe für das Aufschieben und Lösungsmöglichkeiten

Ein weiter Klassiker der „Aufschieberitis“ ist der plötzliche Drang danach, Fenster zu putzen anstatt zu lernen. Wenn ihr diese Verhaltensweisen auch bei Euch beobachtet, könnte es sein, dass ihr prokrastiniert.
Im heutigen Beitrag wollen wir Euch die Hintergründe des Prokrastinierens erläutern und Euch Hilfestellungen an die Hand geben, das nervige Aufschieben endlich zu überwinden.

Prokrastination bzw. „Aufschieberitis“: Definition und Bedeutung

Prokrastination, im Volksmund auch „Aufschieberitis“ genannt, bezeichnet das Aufschieben von anstehenden Aufgaben, oft bis zu dem Punkt, an dem dann unnötiger Stress und sogar Angst vor dem Versagen entsteht. Es handelt sich um ein häufiges Phänomen, mit dem viele Menschen, nicht nur Jurastudierende, zu kämpfen haben. Im Jurastudium und Referendariat ist die Prokrastination allerdings besonders häufig anzutreffen. Letztendlich hat das Aufschieben von Aufgaben aber keinerlei positiven Nutzen. Die (juristischen) Aufgaben müssen ja ohnehin erledigt werden. Und je näher die Deadline rückt, desto stressiger wird es. 
Das Phänomen der Prokrastination ist im Übrigen nicht geschlechtsabhängig. Frauen und Männer prokrastinieren gleichermaßen. Im Folgenden wollen wir Euch daher zunächst die Gründe für das Prokrastinieren nennen und anschließend Tipps geben, wie Ihr das ständige Aufschieben überwinden könnt.

Welche Gründe haben Juristen für das Prokrastinieren?

1. Versagensangst und Perfektionismus

Viele Studenten und Referendare verschieben den Beginn einer Aufgabe, weil sie Angst haben, ihre eigenen hohen Standards nicht zu erfüllen. Man will erfolgreich sein und hat Angst, seine Ansprüche nicht zu erfüllen. Dadurch verschieben viele Juristen die anstehende Aufgabe oft bis zur allerletzten Minute, was zu unnötigem Stress führt. Ein anschauliches Beispiel sind die Hausarbeiten im Jura Studium. Ich habe selbst die eine oder andere Nacht kurz vor Abgabe durchgearbeitet, weil ich nicht rechtzeitig angefangen hatte. Das war nicht nur unnötig, sondern hat auch der Qualität der Arbeit nicht geholfen. Auch die Angst vor dem Examen bewegt viele Jura Studenten dazu, den Examenstermin immer weiter in die Ferne zu schieben.

2. Mangel an Motivation

Wenn eine Aufgabe langweilig oder uninteressant erscheint, fällt es oft schwer, den Antrieb zu finden, damit anzufangen. In solchen Fällen beschäftigen sich die Betroffenen möglicherweise lieber mit angenehmeren Aktivitäten wie Netflix, YouTube, Instagram oder TikTok. Diese Liste ließe sich beliebig fortführen.

3. Schlechtes Zeitmanagement

Manche Studenten und Referendare fühlen sich von der Anzahl der Dinge und Aufgaben, welche sie erledigen müssen, überfordert und verschieben wichtige Aufgaben zugunsten weniger wichtiger oder angenehmer Aktivitäten. Das ist nur menschlich und gut nachvollziehbar. Neben dem stressigen Studium und Referendariat gibt es je nach persönlicher Situation noch unzählige andere Herausforderungen, sei es der Nebenjob, die Beziehung oder Stress mit den Eltern. Da fällt es nicht immer leicht, Prioritäten zu setzen.

Tipps gegen Prokrastination

Je früher Ihr anfangt, Euch der „Aufschieberitis“ zu stellen, desto besser. Der erste Schritt zur Überwindung der Prokrastination ist es, den Kampf gegen sie nicht aufzuschieben!
Seid Euch bewusst, dass es im Laufe des Lebens nicht besser wird. Während man im Studiums die Konsequenzen noch irgendwie selbst ausbaden kann, droht später im Beruf der Verlust des Arbeitsplatzes, wenn man Fristen ständig nicht einhält.

1. Teile Deine Aufgaben in kleinere, überschaubare Teile auf und erstelle einen Lernplan

Große Aufgaben, wie die Vorbereitung auf das 1. oder 2. Staatsexamen, können überwältigend sein und dazu führen, dass man sie aufschiebt. Durch die Unterteilung in kleinere, handhabbare Schritte nimmst Du den Klausuren und der Examensvorbereitung das Einschüchternde und kannst sie leichter angehen. Erstell Dir einen Lernplan für Dein Studium oder Referendariat. Setze dazu auch konkrete Ziele und Deadlines. Definiere klar, was bis wann erledigt werden muss. Ein klarer Zeitplan erzeugt ein Gefühl von Dringlichkeit und motiviert Dich dazu, mit der Arbeit zu beginnen.

2. Priorisiere Aufgaben

Fange mit den wichtigsten Aufgaben zuerst an. Wenn Du z.B. nächste Woche eine BGB AT Klausur und noch vier Wochen Zeit zur Abgabe Deiner Hausarbeit hast, konzentriere Dich voll auf BGB AT. Sei dabei ehrlich zu Dir selbst. Können die Fenster z.B. nicht auch nach der Klausur geputzt werden?

3. Beseitige Ablenkungen

Identifiziere und minimiere potenzielle Ablenkungen, wie das Ausschalten von Benachrichtigungen auf dem Handy. Sei konsequent. Lege Dein Handy nicht in Griffweite, wenn Du lernst. Eine konzentrierte Umgebung hilft dabei, die Konzentration und Produktivität aufrechtzuerhalten.

4. Nutze Zeitmanagement-Techniken und Tools

Teste verschiedene Zeitmanagement-Techniken, wie z.B. die Pomodoro-Technik , bei der Du in konzentrierten Arbeitsphasen mit kurzen Pausen dazwischen arbeitest. Diese Techniken können Deine Produktivität verbessern und Dir dabei helfen, nicht mehr zu prokrastinieren.
Daneben gibt es heutzutage zahlreiche Zeitmanagement Tools. Tipp: Nutze diese am Computer/Laptop und nicht auf dem Handy. Jeder Blick auf das Handy verleitet Dich, mal schnell Whatsapp oder Instagram zu checken.

5. Lass Dir von Freunden helfen

Teile Deine Ziele und Fortschritte mit jemandem, der Dich zur Rechenschaft ziehen kann und der Dich daran erinnert, dass Du Deine Aufgaben zeitgerecht abarbeitetest. Das kann ein Freund, eine Freundin, ein Familienmitglied oder ein Studien-/Arbeitspartner sein. Sie können Dir Unterstützung bieten und helfen, auf Kurs zu bleiben.

6. Selbstmitgefühl & Achtsamkeit

Anstatt Dich für vergangene Prokrastination zu kritisieren, übe Selbstmitgefühl mit Dir selbst und konzentriere Dich darauf, voranzukommen. Verstehe und vergegenwärtige Dir, dass jeder gelegentlich mit Prokrastination zu kämpfen hat und es ein normaler Teil der menschlichen Erfahrung ist. Wichtig ist nur, wie Du damit umgehst!

7. Such Dir professionelle Hilfe

Wenn alle Do-it-yourself Methoden nicht helfen, nimm professionelle Hilfe in Anspruch. Unsere Dozenten der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie sind nicht nur Experten in Jura, sondern auch aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung geschult im Umgang mit Prokrastination, Selbstzweifeln und Angst vor dem Examen . Vor allem achten wir darauf, dass jeder Kursteilnehmer genügend Klausuren schreibt. Dies ist das A und O einer guten Examensvorbereitung. Melde Dich gerne bei uns, wir helfen Dir weiter!

Fazit

Ich hoffe, dass Dir diese Tipps gegen Prokrastination geholfen haben. Denk auch daran, dass es ein Prozess ist, Prokrastination zu überwinden, der Zeit und Anstrengung erfordert. Sei geduldig mit Dir selbst und probiere verschiedene Strategien aus, bis Du diejenige findest, die am besten für Dich funktioniert.

Dr. Robert König
 


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