Tipps & Tricks: Die richtige Recherche für Deine Jura Hausarbeit
12.08.2024 | von Dr. Robert KönigWissenschaftliche Formalia sind das A und O
Juristische Hausarbeiten sind ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Neben der korrekten Falllösung des im Sachverhalt gestellten Falls, fließt auch die wissenschaftliche Arbeitsweise in die Benotung mit ein. Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, sich mit dem gegenwärtigen Forschungsstand, d.h. den Ansichten in Literatur und Rechtsprechung zu den im Sachverhalt angelegten juristischen Problemen, unter Beachtung des sog. juristischen Handwerkskoffers korrekt auseinanderzusetzen. Dazu gehört u.a. die Einhaltung des Prüfungsschemas, das Setzen von Fußnoten an den richtigen Stellen, das korrekte Zitieren sowie der Gutachtenstil.Grundlage einer guten wissenschaftlichen Arbeitsweise ist jedoch immer das Auffinden der relevanten Quellen. Dies klingt leichter, als es tatsächlich ist. Viele Studenten - mich damals eingeschlossen - sind vor allem bei der ersten Hausarbeit im Jurastudium überfordert, sich die relevanten Quellen aus der (analogen) Bibliothek und den digitalen Datenbanken herauszusuchen. Wenn Du eine gute Note in Deiner Jura Hausarbeit erhalten möchtest, ist eine präzise Literaturrecherche allerdings unablässig.
Bibliothek, Beck-Online, Juris & Co.
Die folgenden Tipps gelten für sämtliche Hausarbeiten - egal ob im Strafrecht, Zivilrecht oder Öffentlichen Recht.Die Bibliothek der juristischen Fakultät
Auch in Zeiten des Internets bleibt die juristische Bibliothek Deiner Fakultät die erste Anlaufstelle für die Recherche. Das liegt daran, dass leider auch im Jahr 2024 nicht alle Bücher und Zeitschriften digital verfügbar sind.Es ist wichtig, die schon am Anfang des (ersten) Semesters mit den Räumlichkeiten der Bibliothek vertraut zu machen und nicht erst, wenn der Sachverhalt der Hausarbeit ausgegeben wird. Mach Dich damit vertraut, wo Du welche Publikationen findest. Die meisten Fakultäten bieten jedes Semester eine Bibliotheksführung an. Nimm hieran gleich zu Anfang Deines ersten Semesters teil.
Tipp: Neben der juristischen Bibliothek findest Du an größeren Universitäten auch juristische Bücher in anderen Bibliotheken, meistens in der Universitätsbibliothek. In größeren Städten gibt es außerdem noch andere Bibliotheken, die eine umfangreiche juristische Sammlung haben. In Berlin ist dies z.B. die Staatsbibliothek. Gerade zu den Zeiten der Hausarbeiten sind aktuelle Auflagen wichtiger Bücher oftmals schon frühmorgens weg. Daher ist es sinnvoll, auch andere Bibliotheken aufzusuchen. Mach Dir diese Mühe, denn es ist wichtig, immer die aktuellste Auflage zu zitieren.
Online Datenbanken: Beck-Online, Juris & Co.
Die Online-Datenbanken, insbesondere Beck-Online und Juris, sind neben der Bibliothek Deine wichtigste Anlaufstelle. Wusstest Du, dass inzwischen auch zahlreiche andere Verlage ihre Bücher auf elektronischem Wege vertreiben? So wachsen beispielsweise auch die E-Bibliotheken der Verlage De Gruyter und Nomos kontinuierlich.Tipp: Sowohl Beck-Online als auch Juris bieten einen kostenlosen Testzeitraum an. Nutze diesen, wenn Deine Universität keinen umfassenden Zugang zu Beck-Online oder Juris bietet. Vergewissere Dich aber, dass Du dieses Abo sofort kündigst, da es sonst teuer werden kann. Also am besten direkt nach der Registrierung gleich eine Kündigung-E-Mail herausschicken.
Weiterer Tipp: Viele Fakultäten bieten einen Kurs zur Recherche in den Datenbanken an. Nutze diesen, dann auch Recherchieren will gelernt sein. Mit den richtigen Tricks kannst Du Deine Recherche bei Beck-Online und Juris deutlich effektiver gestalten.
Google & Google Scholar
Darüber hinaus kannst Du wissenschaftliche Quellen auch über Google und speziell Google Scholar finden. Stell aber sicher, dass Du nur wissenschaftliche Quellen zitierst. Blogartikel und dergleichen solltest Du in einer Hausarbeit daher in der Regel nicht zitieren.Nutze frei zugängliche Zeitschriften
Du hast außerdem die Möglichkeit, Artikel von elektronischen juristischen Zeitschriften zu zitieren, die Open Access veröffentlichen, was bedeutet, dass sie allgemein im Internet zugänglich sind. Ein anschauliches Beispiel ist die ZJS (Zeitschrift für das Juristische Studium).Dejure.org für Gerichtsentscheidungen & Gesetze
Aktuelle Rechtsprechung (Urteile und Beschlüsse) kannst Du (neben Juris und Beck-Online) auch hervorragend über die kostenlose Datenbank für Gerichtsentscheidungen dejure.org recherchieren. Diese Online-Recherche ist insbesondere für diejenigen interessant, deren Universität den Zugängen zu den kostenpflichtigen Datenbanken örtlich auf den Campus beschränkt.Auch findest Du so gut wie sämtliche Gesetzestexte über dejure.org!
Geheimtipp 1: Die Deutsche Nationalbibliothek hat (fast) alles
Bei der Recherche ist der Katalog (OPAC) der Deutschen Nationalbibliothek ein weiteres wichtiges, aber oft vernachlässigtes Werkzeug. In diesem Katalog sind alle in Deutschland erschienenen Medienwerke (Bücher, Zeitschriften, digitale Werke usw.) enthalten.Geheimtipp 2: Fernleihe
Deine Bibliothek hat eine wichtige Publikation nicht und die nächste größere Bibliothek befindet sich eine Stunde mit dem Zug entfernt? Keine Sorge, die Fernleihe schafft Abhilfe. Viele werden sich an dieser Stelle fragen, was die Fernleihe überhaupt ist. Während meiner Studienzeit ist sie völlig an mir vorbeigegangen und ich bin erst zufällig beim Schreiben meiner Doktorarbeit drauf gekommen.Die Fernleihe ist ein Service, den Bibliotheken anbieten, um Bücher oder Kopien von Aufsätzen aus anderen Bibliotheken im Rahmen des Leihverkehrs zu beschaffen, im Gegensatz zur Ausleihe vor Ort. Heutzutage erfolgt dies in der Regel elektronisch.
Meistens ist für diesen Dienst eine Gebühr zu zahlen. Einige Bibliotheken stellen diesen Dienst kostenlos zur Verfügung und übernehmen die Kosten, während andere eine feste Gebühr pro Bestellung erheben, die je nach Bibliothek zwischen 1,50 und 6,00 EUR variiert.
Auf Wissenschaftlichkeit achten
Du solltest Dich bei Deinen Quellen stets auf streng wissenschaftliche Quellen konzentrieren. Skripte und Fallbücher, die weitaus lösungsorientierter als Lehrbücher sind, eignen sich hervorragend, um eine Lösungsskizze für die Hausarbeit zu erstellen. Allerdings sind sie unter den Professoren als „unwissenschaftlich“ verschrien, weshalb Du keine Skripte in Deinem Gutachten zitieren darfst. Wissenschaftliche Quellen sind im Wesentlichen Aufsätze aus Fachzeitschriften, Kommentare und Sammelbände sowie Monografien (vor allem Lehrbücher und Doktorarbeiten).Auf Aktualität achten
Lass uns abschließend noch über ein Thema sprechen, das von nur wenigen Studierenden wirklich verstanden wird: die Literaturauswertung. Jeder Prüfer legt Wert auf eine gründliche Analyse der Literatur und Rechtsprechung, da eine gelungene Hausarbeit den aktuellen Stand der Forschung im Bereich Rechtswissenschaft zu dem im Sachverhalt angelegten Problem darstellen solle.Daher solltest Du auch immer die aktuellsten Auflagen der jeweils von Dir zitierten Bücher nutzen. Nicht wenige Korrektoren sind an diese Stelle penibel und kreiden es einem an, wenn man z.B. die Vorauflage vom Grüneberg oder Fischer im Literaturverzeichnis aufführt.
Fazit zur Hausarbeit im Jurastudium
Insbesondere die erste Jura-Hausarbeit ist eine vollkommen neue Herausforderung. Dabei ist aller Anfang schwer. Die Grundlage einer guten Hausarbeit ist jedenfalls immer eine gute juristische Recherche der einschlägigen Literatur und Rechtsprechung.Die einmal gefundenen Quellen müssen dann natürlich auch korrekt zitiert werden. Dazu möchte ich an dieser Stelle auf zwei separate, ausführliche Artikel von mir verweisen.
Hausarbeiten im Jurastudium sind eine (oft lästige) zeitintensive Aufgabe während der Semesterferien. Für das Staatsexamen selbst haben sie jedoch keinerlei Bedeutung, da hier nur Klausuren sowie im Schwerpunkt eine Seminararbeit, die aber nicht mit einer normalen Hausarbeit vergleichbar ist, geschrieben werden.
Wenn Du Dich in Deinen Jura Klausuren verbessern willst, ist die Kraatz Group Dein erster Ansprechpartner. Mit der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie stehen wir Dir vom 1. Semester bis 2. Examen hilfreich zur Seite! Ruf uns gerne an für Deinen kostenlosen Beratungstermin.
Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer Jura Essentials Verlag
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