Versagensangst im Jura Studium und Referendariat

29.01.2024 | von Dr. Robert König

Wer kennt die Angst vor dem Versagen nicht? Die Anforderungen an Studierende und Referendare sind heutzutage extrem hoch.


 

Die wichtigsten Gründe für Versagens- und Prüfungsangst

Im folgenden Beitrag wollen wir die möglichen Gründe für Versagens- und Prüfungsangst im Jura Studium und im Referendariat ergründen und Euch anschließend Tipps geben, um diese zu besiegen.
  • Hohe Erwartungen

Das Jurastudium ist sehr anspruchsvoll und komplex. Anschließend folgt dann auch noch das nicht minder anstrengende Referendariat. Denn entgegen eines verbreiteten Vorurteils ist das 2. Staatsexamen nicht leichter, sondern schwieriger als das 1. Examen. Studierende und Referendare setzen sich deshalb häufig selbst unter Druck, um ihren hohen Anforderungen gerecht zu werden und gute Noten zu erzielen. Die Angst, diesen Erwartungen nicht gerecht zu werden, führt dann zu Versagensängsten.
  • Konkurrenzdruck unter Juristen

Die Zahl der Juristen steigt seit Jahren stetig. Nicht umsonst gilt Jura als sog. Massenstudiengang. Der Wettbewerb um gute Noten und eine erfolgreiche Karriere im juristischen Bereich ist oft intensiv. Dieser hohe Konkurrenzdruck kann zu Ängsten führen, nicht mit anderen Kommilitonen mithalten zu können oder im Vergleich zu ihnen zu „versagen“.
  • Umfang des Stoffes / Überforderung

Jurastudium und Referendariat umfassen eine exorbitante Menge an theoretischem Wissen, das oft in kurzer Zeit bewältigt werden muss. Selbst ein durchschnittlicher Jurist hat im Laufe seines Studiums mehr vergessen, als Studenten in anderen Studiengängen jemals gelernt haben. Diese Aussage mag auf den ersten Blick zwar etwas arrogant klingen, hat aber (leider) einen wahren Kern.
Auch wächst der Stoff, den Du für Dein Examen beherrschen musst, stetig an. Immer neue Entscheidungen der Gerichte sind im 1. und 2. Examen zu berücksichtigen und der Gesetzgeber erlässt auch ständig neue Gesetze. Anfang 2023 kamen die anspruchsvollen §§ 327 ff. BGB sowie ein reformiertes Kaufrecht zum ohnehin riesigen Prüfungsstoff hinzu. Anfang 2024 trat das MoPeG, die größte Reform im Gesellschaftsrecht seit Jahrzehnten, in Kraft. Der hohe Lernumfang und der Zeitdruck können Stress und Ängste hervorrufen, insbesondere wenn Studierende und Referendare das Gefühl haben, den Stoff nicht ausreichend zu beherrschen. Aber macht Euch an dieser Stelle keine Sorgen, nicht einmal die besten Juristen beherrschen den kompletten Prüfungsstoff.
  • Leistungsbezogene Bewertung

Die Noten im Jurastudium und Referendariat sind oftmals schlecht und die Durchfallquoten hoch. Klausuren mit 50 % Durchfallquoten sind in anderen Studiengängen ein Gerücht – in unserem Studium leider die bittere Realität.
In Jura werden außerdem – im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen – keine Kuschelnoten vergeben. Wer kennt den sarkastischen Spruch der Professoren im ersten Semester nicht: „Sehen Sie sich die Gesichter rechts und links von Ihnen an. Sie werden die meisten am Ende des Studiums nicht mehr wiedersehen.“ Schon im Grundstudium wird ausgesiebt und dann geht es bis zum Ende des Referendariats so weiter. Die Anzahl der Studienabbrecher ist bei Jura daher besonders hoch.
  • Veraltete Ausbildung

Die juristische Ausbildung ist extrem altmodisch und veraltet. Während so gut wie alle anderen Studiengänge zum effektiveren und studentenfreundlicheren Bachelor- und Mastersystem übergegangen sind, ist das in Jura nicht der Fall. Die Klausuren am Ende des Semesters sind für das Staatsexamen vollkommen irrelevant. Es zählt lediglich eine Endprüfung, die das gesamte Wissen von 5 bis 6 Jahren (Durchschnittliche Studienzeit: > 11 Semester) im ersten Staatsexamen bzw. 7 – 8 Jahren im Assessorexamen umfasst.
Immerhin gehen die Prüfungsämter langsam dazu über, das Staatsexamen zu digitalisieren. Lies dazu gerne unseren ausführlichen Artikel zum E-Examen.
  • Berufliche Unsicherheit

Die Aussicht auf eine erfolgreiche Karriere im juristischen Bereich hängt oft von den Studienleistungen ab. Mit 9 Punkten aufwärts stehen einem alle Türen offen. Prädikatsjuristen können sich ihre Jobs aussuchen. Studierende können Ängste entwickeln, dass schlechte Noten im Studium ihre beruflichen Möglichkeiten beeinträchtigen könnten, was zu Versagensängsten führt.
  • Perfektionismus

Viele Jura Studenten und mitunter auch noch die Referendare sind oft sehr anspruchsvoll sich selbst gegenüber und streben nach Perfektion. Der Wunsch, jede Aufgabe und Prüfung fehlerfrei zu meistern, kann zu Ängsten führen, da der Anspruch an sich selbst oft sehr hoch ist. Perfektionismus und Jura vertragen sich nicht. Die Klausuren sind nicht drauf ausgelegt, dass man alle Probleme sieht und den Fall perfekt löst. 18 Punkte sind eine rein theoretische Note. Man muss den Anspruch vieler guter Abiturienten, in einer Prüfung alles perfekt lösen zu können, im Jura Studium ablegen.

Wie bewältige ich die Angst vor dem Versagen?

Es gibt verschiedene Strategien und Ansätze, die bei der Bewältigung von Versagensangst helfen können. Hier sind einige Tipps, die Dir möglicherweise helfen können:
  • Eine optimale Klausur- und Examensvorbereitung

Das beste Mittel gegen Ängste ist eine optimale Klausur- und Examensvorbereitung. Auf diesem Gebiet sind wir seit nunmehr knapp 20 Jahren Spezialisten. Wir bringen Dir nicht nur den notwendigen Soff bei, sondern helfen auch bei Ängsten und anderen Schwierigkeiten im Jura Studium und Referendariat. Wende Dich gerne an uns für Deinen individuellen Jura Unterricht, der genau auf Dich und Deine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
  • Selbstreflexion

Versuche zu verstehen, woher Deine Ängste kommen und welche spezifischen Situationen oder Gedanken sie auslösen. Eine genaue Analyse Deiner Ängste kann Dir helfen, sie besser zu bewältigen.
  • Realistische Erwartungen setzen

Setze Dir realistische Ziele und erkenne an, dass niemand perfekt ist. Gerade im Jura Studium ist Perfektion fehl am Platz, da es das 18 Punkte Examen nicht gibt. Nicht einmal Chuck Norris würde dies schaffen. Akzeptiere, dass Fehler und Rückschläge zum Lernprozess gehören und dass sie nicht das Ende der Welt bedeuten.
  • Positive Selbstgespräche

Statt Dich auf negative Gedanken und Ängste zu konzentrieren, versuche positive Selbstgespräche zu führen. Erinnere Dich an Deine Stärken, Erfolge und frühere Herausforderungen, die Du bewältigt hast. Sprich Dir selbst Mut zu und erinnere Dich daran, dass Du in der Lage bist, Herausforderungen zu meistern.
  • Stressmanagement beim Lernen

Entwickle Strategien zur Stressbewältigung, die für Dich funktionieren. Das kann regelmäßige körperliche Bewegung, Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung beinhalten. Indem Du für Dein körperliches und emotionales Wohlbefinden sorgst, kannst Du besser mit Ängsten umgehen.
  • Zeitmanagement / Lernplan

Eine gute Zeitplanung und Organisation Deiner Aufgaben kann helfen, den Stress zu reduzieren und ein besseres Gefühl der Kontrolle über Dein Studium zu bekommen. Plane Deine Aufgaben und Lernzeiten realistisch ein und vermeide Prokrastination, um unnötigen Druck zu vermeiden. Das gilt insbesondere für die Examensvorbereitung. Hier hilft ein guter Lernplan, damit Du von Anfang an auf dem richtigen Weg bist.
  • Unterstützung suchen

Sprich mit anderen Studierenden, die ähnliche Ängste erleben, oder suche professionelle Unterstützung. Fast alle Hochschulen bieten psychologische Beratungsdienste an, die Dir helfen können, mit Versagensangst umzugehen. Ein Gespräch mit einem Studienberater oder Therapeuten kann Dir helfen, Strategien zur Bewältigung der Ängste zu entwickeln.

Fazit

Es ist wichtig zu beachten, dass die Angst zu versagen individuell unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Manche Jura Studenten können mit diesen Ängsten gut umgehen, während andere möglicherweise professionelle Unterstützung benötigen, um ihre Ängste zu bewältigen.

Unsere Hilfe bei Prüfungs- und Versagensangst

Wir sind überzeugt, dass eine gute Examensvorbereitung immer ganzheitlich sein muss. Neben der Vermittlung des theoretischen und praktischen Wissens sich auch Faktoren wie Prüfungsangst oder eine gesunde Lernumgebung elementar. Daher steht den Teilnehmer des Repetitoriums der Kraatz Group für das 1. Staatsexamen (Akademie Kraatz) und das 2. Staatsexamen (Assessor Akademie) ein persönlicher Lernguide zur Verfügung. Bei uns werdet Ihr mit Euren Sorgen und Ängsten nie allein gelassen.
 
Dr. Robert König

 
 


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