Vorurteile & falsche Klischees über das Jurastudium

 
19.06.2024 | von Dr. Robert König
 

Der Jurist ist arrogant und lernt Gesetze auswendig …

Jeder Jurastudent und jede Jurastudentin kennt solche Vorurteile und muss sich mehr als einmal von Mitmenschen anderer Fachrichtungen dumme Sprüche à la „ihr seid doch eh nur Rechtsverdreher“ anhören. Dem möchte ich in diesem Artikel, der sich vor allem an Studieninteressierte nach dem Abitur richtet, entgegentreten. Wie jeder andere Studiengang auch, ist Jura sicherlich nicht für jeden oder jede das Richtige. Lasst Euch aber bei der Studienwahl nicht von Vorurteilen, falschen Vorstellungen und Klischees täuschen und beeinflussen. In diesem Artikel möchte ich Euch daher die 7 gängigsten, aber vollkommen falschen Vorstellungen über das Studium der Rechtswissenschaften vorstellen.



Jurastudenten müssen Gesetze auswendig lernen
Das am weitesten verbreitete Vorurteil bezüglich des Studiums des Rechts ist, dass angehende Juristen Paragrafen den gesamten Tag lang auswendig lernen. Das stimmt jedoch nicht! Das Ziel des Jurastudiums ist es selbstverständlich nicht, so viele Gesetze wie möglich auswendig zu lernen. Man kann sie stattdessen auch während der Klausuren verwenden, da die Gesetzestexte zu jeglicher Jura Klausur zugelassen sind.
Das Hauptziel besteht darin, das Anwenden von Gesetzen zu lernen, sie zu begreifen und korrekt auszulegen. Der Gesetzestext fungiert als Mittel, um eine Problemstellung vertretbar zu lösen. Das ist das Ziel des Jurastudiums, dies zu vermitteln.
Das stumpfe Auswendiglernen von Fakten nimmt eine weniger wichtige Bedeutung ein. Selbstverständlich sollten Definitionen so gut es geht lehrbuchgetreu wiedergegeben werden. Im Wesentlichen geht es aber vor allem um das Anwenden von Wissen an konkreten Fällen und nicht um die Wiedergabe von auswendig gelerntem Wissen.

Das Jurastudium ist trocken

Das Gerücht, dass Jura ein komplett trockener Studiengang sei, die Inhalte längst verstaubt seien und dass unser Alltag eintönig sei, ist fast so alt wie das Studium der Rechtswissenschaften selbst. Bei juristischen Angelegenheiten ist man aber dem wirklichen Leben nahe. Und dieses schreibt bekanntlich die aufregendsten Fälle. So begann einer meiner strafrechtlichen Klausuren im Staatsexamen mit den Worten „A liebte das Feuer.“ Auch ist das Recht eine dynamische, sich ständig erneuernde und ändernde Materie. 
Wenn Ihr bisher nicht überzeugt seid, dann schaut Euch einmal die 10 skurrilsten Urteile des letzten Jahres an. Diese sind keine Fantasie, sondern wurden von echten Richtern entschieden.

Wer Jura studiert, hat keine Freizeit

Jura ist ein anspruchsvoller Studiengang - keine Frage. Aber niemand muss 24/7 über seinen Büchern sitzen. Die ersten Semester sind sogar sehr entspannt. Ich hatte selten so viel Freizeit wie in den ersten vier Semestern. Die Vorbereitung für das Examen ist hingegen deutlich stressiger, aber letztlich auch machbar.
Später im Beruf hängt es dann davon ab, welchen Berufszweig Ihr beschreitet wollt. In einer Großkanzlei hat man wenig Freizeit. Aber es gibt auch viele juristische Berufe, die eine gute Work-Life-Balance  bieten.

Alle Juristen sind arrogante Besserwisser

Ob man ein arroganter Besserwisser ist, liegt letztlich am eigenen Charakter und nicht am Studiengang, den man einschlägt. Viele Lehrer in der Schule werdet Ihr sicherlich auch als Besserwisser kennengelernt haben. Klar wird Euch der eine oder andere Kommilitone nicht sofort sympathisch erscheinen. Aber diese Erfahrung werdet Ihr überall, wo Ihr auf andere Menschen trefft, machen. Man kann und muss nicht jeden mögen. Und anders als in der Schule kann man diesen Menschen sehr einfach aus dem Weg gehen, denn es gibt keine feste Klassengemeinschaft mehr. Das Studium ermöglicht es Euch, Eure Zeit weitestgehend nur mit den Menschen zu verbringen, die Ihr mögt.

Nur Rich-Kids studieren Jura

Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, obwohl es nicht stimmt. Es kommt wahrscheinlich daher, dass Juristen überdurchschnittlich gut verdienen. Die Studenten sind jedoch ein Querschnitt der Gesellschaft. In der Uni und der juristischen Fakultät werdet Ihr auf Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten treffen. Auch laufen nicht alle Jurastudierenden mit Segelschuhen und Wachsjacke herum. Wir sind ja keine BWLer! Ein kleiner Spaß muss sein, denn auch im Studiengang Betriebswirtschaft ist dieses Vorurteil Unsinn.

Viele Juristen werden später als Taxi-Fahrer arbeiten müssen

Diese Aussage hält sich hartnäckig seit Generationen. Woher sie kommt, kann niemand sagen … Richtig war sie jedenfalls nie. Juristen gehören seit jeher zu den Akademikern mit dem besten Durchschnittseinkommen und noch kein Jurist musste Taxi fahren, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Nach dem Zweiten Staatsexamen kann man als Einstiegsgehalt (in einer Großkanzlei) bis zu 180.000 EUR im ersten (!) Jahr verdienen. Nicht schlecht, oder?

Kenntnisse in Latein und Mathematik sind wichtig

Kenntnisse in Latein sind überflüssig. Ich selbst hatte nie Latein in der Schule und habe es im Jurastudium auch nie gebraucht.
Im Jura-Studium muss man zwar logisch und nachvollziehbar argumentieren können, aber auch mit schlechten Noten in Mathe kann man später ein erfolgreicher Jurist werden. Wichtiger ist es, gute sprachliche Fähigkeiten zu haben.

Fazit zu den 7 nervigsten Klischees

Es kursieren die eigenartigsten Vorurteile gegenüber dem Jurastudium. Die meisten von diesen sind jedoch Humbug. Die Juristerei ist weder trocken noch langweilig, sondern zwar ein anspruchsvoller, aber auch sehr interessanter und bereichenderer Studiengang.
Hört nicht auf die Aussagen anderer (zumal die meisten Vorurteile von Nichtjuristen verbreitet werden) und macht Euch lieber selbst ein Bild, indem Ihr vor dem Jurastudium z.B. ein Praktikum bei einem Anwalt macht.
Und wenn Ihr einmal mit dem Jurastudium begonnen habt, seid Ihr nicht alleine mit den Herausforderungen des Studiums. Die Kraatz Group steht Euch schon ab dem 1. Semester zur Seite. Wir sind Dein Repetitorium - vom 1. Semester bis zum 2. Staatsexamen.

Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer Jura Essentials Verlag
 


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