Legal Tech steht für Legal Technology und beschreibt die Automatisierung und Technologisierung  juristischer Tätigkeiten durch Computerprogramme. Letztendlich ist es die juristische Ausprägung der Digitalisierung, wie wir sie in allen Lebensbereichen beobachten können.

 

Was ist das Ziel von Legal Tech? 

Legal Tech soll das juristische Arbeiten effizienter machen, d.h. Abläufe beschleunigen, den Aufwand für anfallende Arbeitsprozesse verringern und dabei ein gewünschtes und möglichst gutes Ergebnis zu erreichen. Anwältinnen und Anwälte werden so in ihrer Arbeit unterstützt, ihr Arbeitseinsatz wird sich reduzieren und mithin auch Kosten, Dauer und Fehleranfälligkeit. Auch bei Gerichten ist die Anwendung von Legal Tech denkbar, hier würde sie in erster Linie Kosten senken und so vielen Menschen den Zugang zu rechtlichem Schutz und Beistand überhaupt eröffnen. Gleichzeitig könnten Entscheidungen objektiviert werden, dies würde für mehr Rechtssicherheit sorgen. IT-Anwendungen im Recht werden somit nach und nach juristische Abläufe - ob staatlich oder privat - grundlegend beeinflussen. 

 

Seit wann gibt es Legal Tech?

Erst seit den 2010er Jahren hat sich der Begriff der Legal Tech in Deutschland verbreitet, nach und nach gab es einige Forschungsanstrengungen und Veröffentlichungen. Vorher hatte sich vor allem in den USA die Legal Tech Branche stark etabliert. 

Der Markt der Legal Tech Anwendungen wächst stetig an, dies bilden auch vermehrte universitäte Lehrangebote auf diesem Gebiet ab. So bieten deutsche Universitäten bereits Promotionsmöglichkeiten im Bereich Digitales Recht an, es gibt sogar ganze Bachelor Studiengänge „Legal Tech“ und Möglichkeiten für Zusatzstudiengänge „Informatik und Digitalisierung“. An fast jeder juristischen Fakultät finden sich zudem Angebote in Form von Seminaren oder Vorlesungen für besonders interessierte Studentinnen und Studenten. 

Mittlerweile gibt es eine Bandbreite an Firmen in Deutschland, die sich auf verschiedene Bereichen der Digitalisierung des Rechts spezialisiert haben und die Legal Tech Dienstleistungen entwickeln. Der Großteil der weltweiten Legal Tech Start Ups wird in den USA gegründet. 

Blickt man weiter zurück, so haben sich schon Anfang des Jahrtausends Programme etabliert, die juristisch arbeitende Personen bspw. bei ihrer Recherche oder bei der Datenverearbeitung unterstützt haben. Hier sind als Beispiel juristische Online Datenbanken anzuführen. 

 



Welche anwaltlichen/rechtlichen Tätigkeiten kann Legal Tech ersetzen?

Je nach Bereich, den die IT-Firmen mit ihren Rechtsdienstleistungen abdecken wollen, können Legal Tech-Anwendungen alles von der Unterstützung von anwaltlicher Arbeit bis hin zur vollständigen Ersetzung seiner persönlichen Arbeitsleistung darstellen. Wie stark die Anwendung in die jeweilige anwaltliche Arbeit eingreift, ist je nach Art der Anwendund verschieden. Grob lässt sich jedoch eine Einteilung in drei Kategorien vornehmen: Legal Technology 1.0, Legal Technology 2.0 und Legal Technology 3.0. Während als Legal Technology 1.0 nur unterstützende Anwendungen wie Datenbanken oder etwa Software zur digitalen Dokumenteverwertung meint, bewegen sich die zweite und dritte Stufe hin zu Automatisierung und künstlicher Intelligenz im Recht. Einzelne Arbeitsschritte werden hier vollständig maschinell durchgeführt, dies kann bis zur vollständigen Online-Beilegung eines Rechtsstreits hin reichen (= Online-Dispute-Resolution). Auf der dritten Stufe gibt es bisher nur wenige Anwendungen, diese zielen zum Teil darauf ab, den Anwalt gänzlich zu substituieren. 


Wo kann man sich im Bereich Legal Tech engagieren?

Wenn Sie als Jurastudent oder -studentin Interesse an IT haben oder sogar technisches Vorwissen mitbringen, könnte ein Engagement in einem Legal Tech Seminar an Ihrer Fakultät für Sie interessant sein. Oft bilden sich hier neue Arbeitskreise, die gefördert werden können, oder es bestehen bereits Law Clinics, auf die Sie sich bewerben und in die Sie hineinschnuppern können. Wenden Sie sich hierfür am besten an Ihre Fachschaftt, die Sie als Ansprechpartner auf entsprechende Angebote und passende Ansprechpartner hinweisen können.
 

Bedroht Legal Tech den Arbeitsmarkt für Juristen?

Diese Angst besteht unter Juristen genau so wie unter Anhängern sämtlicher anderer Berufsfelder, die von der Technologisierung und Digitalisierung dominiert zu werden scheinen und sich hierdurch in existenzieller Bedrohung sehen.

Hier können sich Juristen aber zunächst in Sicherheit wiegen: Wenn man einmal betrachtet, mit welcher Geschwindigkeit sich die Justiz auf der einen und der juristische Arbeitsmarkt auf der anderen Seite hin Richtung Modernisierung entwickelt hat, lässt es einen aufatmen. Selbst wenn die vielerorts herbeigesehnte Beschleunigung von Prozessen durch die Anwendung digitaler Vorrichtungen einsetzt und in Zukunft schneller vorangebracht wird, ist nicht damit zu rechnen, dass die richterliche bzw. anwaltliche Tätigkeit auf einen Schlag obsolet wird. Vielmehr werden wir es mit einer langwierigen Veränderungen mit durchaus disruptiven Merkmalen zu tun haben. Diese wird sich jedoch zunächst auf die Erleichterung um die unzähligen niedrigschwelligen Routinearbeiten konzentrieren; dies dürfte der Effizienz wegen und in gewissen Maßen sogar in unserem Sinne sein. 

Letztendlich entscheiden wir selbst durch unser Verhalten, wie sich der Legal Tech Markt entwickeln wird. Gerade aufgrund der Tatsache, dass rechtliche Angelegenheiten stark mensch- und beziehungsbezogen sind, ist nicht davon auszugehen, dass Rechtssuchende zukünftig Rechtsschutz und Rechtsberatung immer eher über eine technische Anwendung erlangen wollten, als von uns Juristen persönlich.


Ihr Team der Akademie Kraatz und der Assessor Akademie



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