Wichtige Soft Skills für Juristen & Anwälte

11.03.2024 | von Dr. Robert König


 

Hard Skills (Fachwissen)

Gute juristische Kenntnisse sind die Voraussetzung, um das 1. und 2. Staatsexamen zu bestehen. Gleiches gilt für die Bachelor- (LL.B.) und Masterstudiengänge (LL.M.) der Wirtschaftsjuristen. Auch später in der Praxis ist die fachliche Kompetenz die Basis allen juristischen Arbeitens. Fachwissen alleine macht aber keine guten Juristinnen und Juristen aus. Schließlich trifft man in der Praxis auf andere Menschen – seien es Kollegen oder Mandanten. Im Berufsleben sind die Soft Skills letztlich mindestens genauso wichtig wie die Hard Skills. Soziale Kompetenzen entscheiden über Karrieren.

Wichtige Soft Skills

In der juristischen Ausbildung – sei es im Jurastudium oder Referendariat – werden die Soft Skills leider höchstens stiefmütterlich behandeln, obwohl diese unverzichtbar sind. Die wichtigsten Soft Skills für uns Juristen sind Kommunikationsfähigkeit, Rhetorik, Verhandlungsmanagement, Fremdsprachenkompetenz, Teamfähigkeit, Networking und Belastbarkeit. Diese wollen wir uns im Folgenden näher ansehen.

1. Kommunikationsfähigkeit

Die Kommunikationsfähigkeit ist eine der wichtigsten Kompetenzen, die ein Jurist besitzen sollte. Als Anwalt oder Richter ist es entscheidend, klar und verständlich kommunizieren zu können, sei es mit Mandanten, Kollegen, den Parteien vor Gericht oder der Öffentlichkeit. Die Kommunikationsfähigkeit umfasst nicht nur die schriftliche und mündliche Kommunikation, sondern auch die Fähigkeit, Empathie zu zeigen, zuzuhören und auf die Bedürfnisse und Sorgen der Mandanten bzw. des Gegenübers einzugehen. Menschenkenntnis ist insbesondere im Anwaltsberuf elementar. Gute Juristen müssen in der Lage sein, komplexe juristische Sachverhalte verständlich zu erklären und in Verhandlungen überzeugend zu agieren.

2. Rhetorik (nicht nur für Anwälte wichtig)

Eng mit der Kommunikationsfähigkeit ist die Rhetorik verbunden. Als Jurist musst Du im Berufsleben zwangsläufig vor anderen Menschen sprechen. Das gilt nicht nur für die klassischen Berufe, wie Rechtsanwalt, Richter oder Staatsanwalt, sondern letztlich mehr oder weniger für sämtliche Berufszweige. Daher ist es wichtig, dass Du von Anfang an lernst, vor anderen zu reden und Deine Gedanken zu artikulieren. Eine gute Möglichkeit, Deine Fähigkeiten zu verbessern, vor anderen ein juristisches Problem zu präsentieren, ist eine eigene Lerngruppe.
Tipp: Manche Fakultäten bieten Seminare zu Rhetorik und Präsentationstechniken als Schlüsselqualifikation an.

3. Verhandlungsmanagement

Verhandlungsmanagement ist ein wesentlicher Bestandteil der täglichen Arbeit von Juristen, weil wir häufig in Konflikte und damit auch Verhandlungen mit verschiedenen Parteien involviert sind. Gerade Rechtsanwälte müssen in der Lage sein, effektiv zu verhandeln, um die Interessen ihrer Mandanten bestmöglich zu vertreten. Verhandeln will gelernt sein. Ein guter Verhandler kann seine Interessen auch dann adäquat durchsetzen, wenn die rechtlichen Argumente schwach sind.

4. Fremdsprachen

Wenn man sich die Stellenanzeigen großer Unternehmen oder Anwaltskanzleien ansieht, wird deutlich, dass heutzutage ein hohes Englischniveau Standard ist. Nur mit gutem Englisch alleine kann man die Personalverantwortlichen nicht beeindrucken. Doch wenn man eine zusätzliche Fremdsprache beherrscht, sieht die Situation besser aus. Es ist besonders vorteilhaft, eine Sprache zu sprechen, die in der heutigen globalisierten Welt eine wichtige Rolle spielt (z.B. Chinesisch oder Spanisch) oder eine seltene Sprache (z.B. Finnisch).
Tipp: Es gibt viele Universitäten, die Kurse in fremdsprachiger Rechtssprache anbieten. Es ist ratsam, diese Gelegenheit zu nutzen, da diese Kurse kostenlos sind. Ein hochwertiger Sprachkurs kann später im Berufsleben Tausende Euro kosten! Spart Euch also das Geld.

5. Teamfähigkeit

Egal, wo und in welchem Rechtsgebiet Du später arbeitest – Du triffst immer auf Menschen. Auch Juristen arbeiten selten alleine, sondern oftmals im Team. Das gilt insbesondere für mittelständische Kanzleien und Großkanzleien. Die komplexen Mandate in einer Großkanzlei werden selten von einem Anwalt oder einer Anwältin alleine bearbeitet. Leider fehlt an der Universität meistens die Möglichkeit zur Teamarbeit, was dazu führt, dass Absolventen hier erhebliche Mängel aufweisen. Alle Arten des Lernens und Prüfens (Klausuren, Hausarbeiten und mündliche Prüfungen) sind ausschließlich für Einzelkämpfer konzipiert. Es gibt im Jurastudium keine Gruppenarbeiten, wie sie in den meisten Studiengängen üblich sind. Daher muss man hier zwangsläufig selbst nach Lösungen suchen. Zum Beispiel kann die Teilnahme an einem Moot Court ideal sein, um die eigene Teamfähigkeit zu verbessern. Auch eine eigene Lerngruppe mit Kommilitonen ist eine super Gelegenheit, um im Team zu arbeiten. Durch das gemeinsame Arbeiten übt ihr gleichzeitig Kommunikations- und Teamfähigkeit.

6. Networking

Networking ist für jeden, der später Karriere machen will, wichtig. Trotz aller gesellschaftlicher und politischen Bemühungen, mehr Transparenz und gleiche Chancen zu schaffen, entscheidet meistens das Vitamin B über eine Beförderung. Wenn man als Anwalt arbeitet, ist die Vernetzung sogar noch wichtiger. Ohne gute soziale Kompetenzen und viele Kontakte bekommt man keine Mandate. Gute Möglichkeiten zum Networking im Jurastudium ist das Engagement in einer juristischen Gruppe, z.B. bei ELSA e.V. oder Law & Legal e.V.

7. Belastbarkeit als Jurist und Mensch

Juristen müssen in der Lage sein, große Mengen an Informationen zu verarbeiten, komplexe juristische Sachverhalte zu analysieren und fundierte rechtliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch müssen wir häufig unter Druck arbeiten, weil vieles an Fristen gebunden ist. Außerdem sind in gerichtlichen Verhandlungen oder Verhandlungen mit Mandanten starke Nerven nötigt. Gerade Anwälte müssen zudem mit Konflikten und schwierigen Situationen umzugehen. Als Anwalt muss man resilient sein, um mit den belastenden Aspekten des Berufs umgehen zu können. Man denke nur an einen Strafverteidiger, der täglich mit Schwerkriminellen arbeitet.

Fazit zu den juristischen Soft Skills

Wie Ihr seht, sind Soft Skills nicht nur nice-to-have, sondern genauso wichtig wie die fachliche Expertise und die analytischen Fähigkeiten. Aber keine Sorge - auch Soft Skills kann man erlernen. Der alte Spruch „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ gilt in allen Bereichen des Lebens. Ein jeder Mensch hat seine persönlichen Stärken und Schwächen sowie seine ganz eigene Arbeitsweise. Fangt rechtzeitig damit an, am besten schon im Studium, die eigenen Soft Skills zu verbessern, denn nur Übung macht den Meister. Mit den richtigen Soft Skills wird Euch dann auch der spätere Berufseinstieg leichter fallen. Sofern Eure Universität entsprechende Seminare und Trainings anbietet, nutzt diese.
Für die Vermittlung der Hard Skills ist die Kraatz Group Eure erste Anlaufstelle. Unsere motivierten Dozenten vermitteln Euch das Fachwissen so, dass Ihr mit Spaß, Freude und Erfolg aus dem Unterricht geht. Egal, ob Ihr Euch auf Klausuren im Studium (Akademie Kraatz), das erste Staatsexamen (Akademie Kraatz) oder schon auf das 2. Examen (Assessor Akademie) vorbereiten wollt, wir haben immer die perfekte Lösung für Euch. Meldet Euch gerne bei uns für eine kostenlose Probestunde.

Dr. Robert König
 

RSS Feed abonnieren