Zusatzqualifikationen im Jurastudium

08.04.2024 | von Dr. Robert König


 

Zusatzqualifikationen als Sprungbrett für eine juristische Karriere

Bei juristischen Berufen spielen die Prüfungsleistungen eine entscheidende Rolle, das steht außer Frage. Dennoch können auch soziale und weitergehende fachliche Kompetenzen einen signifikanten Einfluss auf den beruflichen Werdegang haben. Schließlich reichen gute Noten allein nicht aus, um aus der Masse der Jurastudierenden herauszustechen. Das kann z.B. nach Abschluss des 1. Examens durch einen Doktor-Titel oder einen LL.M. (Master of Laws) geschehen. Was viele aber nicht wissen, ist, dass man bereits während des Jura Studiums wichtige Zusatzqualifikationen erlernen kann. Daher ist es wichtig, sich bei der Entscheidung für die Teilnahme an zusätzlichen Qualifikationsmaßnahmen nicht zu fragen „Ob?“, sondern vielmehr „Welche und wie viele?“.

Arten von Zusatzqualifikationen

Die verschiedenen Zusatzqualifikationen lassen sich grob in 4 Bereiche einordnen: Fremdsprachen, juristische Soft-Skills, fachliche Vertiefung in bestimmten Rechtsgebieten und interdisziplinäre Zusatzausbildungen.

1. Fachspezifische Fremdsprachenausbildung

Viele Fakultäten bieten eine juristische Fremdsprachenausbildung an. Dies solltet Ihr nutzen, denn diese Kurse sind kostenlos. Für einen qualifizierten Sprachkurs zahlt Ihr später viele tausend Euro. Bei Betrachtung der Stellenausschreibungen großer Unternehmen oder Anwaltskanzleien wird schnell klar, dass ein hohes Niveau in Englisch heutzutage zum Standard gehört. Mit gutem Englisch allein kannst Du die Personaler also nicht beeindrucken. Allerdings sieht die Situation anders aus, wenn man eine zusätzliche Fremdsprache beherrscht. Besonders vorteilhaft ist es, eine Sprache zu sprechen, die in der heutigen Globalisierung eine wichtige Rolle spielt (z.B. Chinesisch oder Spanisch) oder eine sehr seltene Sprache (z.B. Norwegisch).
Aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs vieler zuvor zurückgebliebener Länder werden diese Sprachkenntnisse immer gefragter. Wenn man jedoch eine äußerst ungewöhnliche Sprache beherrscht, kann man oft in einem speziellen Bereich landen, der ungeahnte Möglichkeiten bietet.

2. Soft-Skills als Jurist

Die Bedeutung der Soft-Skills ist für eine langfristige Karriere das A und O. Das Prädikatsexamen ist der Türöffner für die großen Kanzleien und Unternehmen. Wenn Ihr aber später auf der Karriereleiter aufsteigen wollt, sind die Soft-Skills viel wichtiger als die bloße fachliche Leistung. Schließlich zählt für die Partner der internationalen Wirtschaftskanzleien, dass Ihr als zukünftiger Partner neue Mandanten akquiriert. Als Anwalt in einer kleinen Kanzlei sind diese Soft-Skills sogar noch wichtiger, denn die meisten Mandanten können mit der Examensnote wenig anfangen. Und auch eine Gerichtsverhandlung gewinnt sich häufig durch sicheres Auftreten, Verhandlungsgeschick und Rhetorik.
Auch in diesem Bereich der Zusatzqualifikationen bieten die Universitäten zahlreiche kostenlose Kurse an. Für uns Juristen interessant sind hier unter anderem Seminare zu Vertragsverhandlungen im juristischen Kontext, Rhetorik, Mediation und Vernehmungslehre. Auch wenn Du bereits mit Deinem Jura Studium ausgelastet bist: Nimm Dir die Zeit, um von diesen Angeboten Gebrauch zu machen! Nach Abschluss Deines Studiums kosten vergleichbare Kurse sehr viel Geld.
Des Weiteren hast Du als Student deutlich mehr Zeit für entsprechende Kurse als später im Referendariat und Berufsleben.

3. Fachliche Vertiefung

Bereits während des Jurastudiums kann man an zahlreichen Universitäten zusätzliche Diplome und Zertifikate erwerben. Beispielhaft möchte ich an dieser Stelle nur die Angebote der Uni Passau nennen: Certificate of Studies in European, Comparative and International Law (CECIL); Certificate of Higher Education in Common Law sowie Studienzertifikat Osteuropäisches Recht.
Auch die Wahl des richtigen Schwerpunkts bringt Dir wertvolles fachbezogenes Zusatzwissen. So kannst Du im Rahmen des Schwerpunktstudiums beispielsweise Fachkenntnisse im gewerblichen Rechtsschutz oder Arbeitsrecht erlangen. Die möglichen Schwerpunkte und Rechtsgebiete sind vielfältig. Man sollte daher seinen Schwerpunkt mit Bedacht wählen und nicht nur nach den besten Durchschnittsnoten gehen.

4. Interdisziplinäre Zusatzqualifikation

In Unternehmen sind wirtschaftliche Grundlagen und Kenntnisse sehr gefragt. Es ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, ein komplettes Studium der Betriebswirtschaftslehre oder Volkswirtschaftslehre zu absolvieren. Einige Universitäten bieten spezielle Studiengänge an, die beide Bereiche verbinden, oder es können auch einzelne Kurse der Wirtschaftswissenschaften belegt werden. An der Universität Mainz können Juristen unter anderem das „SQ-Zertifikat-Wirtschaft“ im Rahmen einer Zusatzausbildung erwerben, das sowohl Rechnungswesen als auch Wirtschaftspolitik umfasst. Auch private Universitäten, wie die EBS Universität für Wirtschaft und Recht, haben mittlerweile das Bedürfnis nach besser wirtschaftlich gebildeten Juristen erkannt, und dementsprechend wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen ins Studium integriert.
Des Weiteren sind IT-Kenntnisse immer wichtiger. Das betrifft zunächst den richtigen Umgang mit den gängigen juristischen Datenbanken (insb. Beck Online und Juris), aber auch mit Standardsoftware wie Microsoft Word. Es ist erstaunlich, wie viele Jurastudenten Probleme haben, die Hausarbeiten ordentlich zu formatieren oder ein automatisches Inhaltsverzeichnis von Word anfertigen zu lassen. Nicht nur im Hinblick auf die baldige Einführung des E-Examens in allen Bundesländern ist es geradezu überlebensnotwendig, fehlerfrei und zügig mithilfe der Tastatur zu schreiben. Wer noch nicht das 10-Finger System beherrscht, sollte sich so schnell wie möglich bei einem Kurs anmelden. Viele Universitäten bieten diese Kurse gratis an. Heutzutage sollte außerdem jeder Jurist zumindest Grundkenntnisse im Bereich der KI haben, da diese letztlich auch die juristische Arbeit der Zukunft elementar verändern wird.

LL.M., Promotion und Fachanwaltstitel

An dieser Stelle sei lediglich am Rande darauf hingewiesen, dass es auch nach der Examensvorbereitung und dem erfolgreichen Bestehen der ersten juristischen Prüfung viele weitere, sehr sinnvolle Zusatzausbildungen und -qualifikationen für Juristen gibt. Besonders reizvoll sind der LL.M., der Doktortitel sowie ein Fachanwalt. Seht Euch hierzu gerne unseren betreffenden Artikel an.

Fazit

Schon während des Studiums der Rechtswissenschaften kannst Du wertvolle Zusatzqualifikationen sammeln, um für zukünftige Arbeitgeber attraktiver zu werden. Wenn Dein Examen kein „vollbefriedigend“ erreicht, so können Zusatzqualifikationen wie hervorragende Sprachkenntnisse oder betriebswirtschaftliche Fähigkeiten dafür sorgen, dass Du dennoch Deinen Traumjob bekommst.
Die vorgestellten Zusatzqualifikationen sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beste Qualifikation noch immer ein Prädikat im Ersten und Zweiten Staatsexamen ist. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet Dir die Kraatz Group seit über 20 Jahren die beste Examensvorbereitung mit effektivem Einzel- und Kleingruppenunterricht an. Egal, ob Du Dich bei der Akademie Kraatz auf das 1. oder bei der Assessor Akademie auf das 2. Examen vorbereitest, bei uns bist Du in den besten Händen. Unsere hochmotivierten Dozenten bringen Dich zu juristischen Höchstleistungen. Ruf uns gerne an für einen kostenlosen Probetermin!

Dr. Robert König 
 
 


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