In diesem Beitrag soll es um die Examenserfahrungen gehen, die unser geschätzter Dozent und Prädikatsjurist Herr Alexander Vetter gemacht hat, der heute seit einem Dreivierteljahr Richter auf Probe am Verwaltungsgericht in Potsdam ist. Er ist in Warschau in einer deutsch-polnischen Familie aufgewachsen und hat dann an der Viadrina in Frankfurt-Oder studiert, die sehr international ausgerichtet ist. Später hat er am Repetitorium der Akadmie Kraatz teilgenommen. Heute wird er uns nicht nur interessante Fragen zu seiner persönlichen Examensvorbereitungszeit beantworten, sondern auch einige interessante Informationen bezüglich der Bewerbung um sein Richteramt mit an die Hand geben. 

 

Was hast du, nachdem du dein erstes Staatsexamen absolviert hast, gemacht, und wie bist du zum Richterberuf gekommen? 

Nach meinem Studium habe ich zunächst in einer Verwaltungsrechtskanzlei gearbeitet. Außerdem war ich noch als Jura Dozent tätig. Später bin ich auf Ausschreibungen für den Richterdienst des Landes Brandenburg aufmerksam geworden, für die ich mich interessiert hatte.

 

Wie ist die Bewerbung um das Richteramt dann abgelaufen und welche Qualifikationen musstest du dafür mitbringen? 

Im Land Brandenburg wird monatlich ein so genanntes Justizministerialblatt herausgegeben. Dort sind laufende Ausschreibungen für den Justizdienst enthalten. Es ist anders als im Land Berlin, wo man sich für das Amt des Richters und des Staatsanwalts einheitlich bewirbt. In Brandenburg ist die Verwaltungsgerichtsbarkeit davon getrennt. Was die Qualifikation betrifft, sollte man mindestens die Note „befriedigend“ in beiden Examen oder mindestens einmal ein „vollbefriedigend“ vorweisen können, das kann ich nicht mehr genau sagen. Darüber hinaus habe ich ein einseitiges Motivationsschreiben verfasst. Nachdem ich dann meine Unterlagen eingereicht habe, wurde ich zu einem perönlichen Gespräch am Oberverwaltungsgericht eingeladen, dies wurde dann coronabedingt über ZOOM durchgeführt. In dem Meeting war der Präsidialrichter vom Oberverwaltungsgericht zugeschaltet, zwei Richterinnen aus dem Sitzungssaal am Verwaltungsgericht Cottbus und aus einem Sitzungssaal in Potsdam. Insgesamt ging das Interview eine Stunde lang. Die Fragen betrafen meinen persönlichen Werdegang und meine Motivation für den Beruf. Es war ein sehr freundliches und angenehmes Gespräch. Im Anschluss musste noch der Richterwahlausschuss die Wahl förmlich bestätigen, das ist aber mehr ein formeller Akt. 

 

Was kannst du uns über deine Examensvorbereitung berichten?

Mein Kollege Herr Thomas Bonerath hat schon vieles dazu gesagt, was auch meinen Erfahrungen entspricht (Siehe Blogbeitrag: Interview zum Thema Examensvorbereitung). An der Uni trägt ein Professor sein großes Wissen vor und keiner der Studentinnen und Studenten kommt inhaltlich mit. Wenn dann einmal ein wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Lehrstuhl den Professor in seiner Vorlesung vertritt, merkt  man erst den Unterschied. Die Vorlesung ist konkret am Fall orientiert und man lernt sein Wissen besser anzuwenden. Diese Struktur wollte ich auch in meinem Repetitorium wiederfinden, da ich gemerkt habe, dass sie mich sehr nach vorne gebracht hat im Vergleich zum abstrakten Lernen. Bei großen Repetitorien geht man zwar auch leicht in der Masse unter. Bei der Akademie Kraatz gab es aber sehr kleine Gruppen. Ihr habt mich mit eurem durchdachten und strukturierten Konzept angesprochen, wo ihr sehr examensnah Fälle besprochen habt. 

 

Wie hast du deine Examensvorbereitung zeitlich und inhaltlich strukturiert?

Die Akademie Kraatz hat mir angeboten, drei Übungsklausuren in der Woche zu schreiben. Dieses Angebot habe ich angenommen und alle der drei Klausuren in der Woche mitgeschrieben. Zwar habe ich nicht von Anfang an innerhalb von fünf Stunden ohne Hilfsmittel eine Klausur lösen können, am Anfang hat es auch mal länger gedauert. Man kommt dann auch mal mit zwei oder drei Punkten aus der Klausur raus, aber das ist dann der Lerneffekt. 
Ansonsten muss man zwischen Lernen und Freizeit die richtige Balance finden. Ich habe täglich nicht mehr als 7-8 Stunden gearbeitet. Abends nach dem Lernen sollte man dann noch Sport machen, etwas kochen, auch auf Partys gehen,... So etwas ist neben einem strukturierten Tagesablauf auch wichtig.
Was das inhaltliche betrifft, habe ich mir Übersichten und Skizzen selber erstellt. Darin habe ich mir Schlagwörter markiert, an die ich mich später erinenrn kann. Bestimmte Formulierungen sollte man sich für die Klausuren auch aus den Falllösungen herausschreiben oder prägnant zusammenfassen, sodass man sich später daran erinnern und seine Argumentation daran aufhängen kann. 

 

Kannst du den Examenskandidatinnen und Examenskandidaten noch weitere hilfreiche Hinweise für ihre Examensvorbereitung geben?

Es kommt im Examen nicht darauf an, gelerntes Wissen abzuspulen, sondern es zu verstehen, sodass man den juristischen Handwerkskoffer bedienen kann. Meist wird vom GJPA nur eine kleine Stellschraube verstellt und dadurch ändert sich letztlich der ganze Fall. Wenn man dann aber den Fall löst, den man im Gedächtnis auswendig gelernt hat, und nicht sein Wissen flexibel anwenden kann, hat man nichts gewonnen. 

Sehen Sie sich hierzu gerne auch unser entsprechendes Youtube-Video an: 


Ihr Team der Akademie Kraatz

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