Wann ist der beste Zeitpunkt für den Schwerpunkt im Jurastudium?

19.02.2025 | von RA Mario Kraatz

Welche Zeitpunkte kommen für den Schwerpunktbereich in Betracht?

Die Antwort darauf wird nicht nur durch die Ausgestaltung des Schwerpunktbereichsstudiums an Deiner Fakultät beeinflusst, sondern auch wesentlich von Deinem eigenen Plan für Dein Jurastudium. Prinzipiell kommen aber drei unterschiedliche Zeitpunkte in Betracht, deren Vor- und Nachteile wir näher beleuchten werden:
  • während des Hauptstudiums
  • vor dem 1. Staatsexamen (staatlicher Teil)
  • nach dem 1. Staatsexamen (staatlicher Teil)
Trotzdem ist es empfehlenswert, sich auch in diesem Bereich ausführlich an der eigenen Uni zu erkundigen. Manche juristischen Fakultäten geben den Zeitpunkt durch ihren Lernplan (bzw. die Prüfungsordnung) vor, z.B. wenn der Schwerpunktbereich obligatorisch für die Zulassung zur staatlichen Pflichtfachprüfung ist.
In den meisten Unis ist man aber relativ frei, was die zeitliche Einteilung angeht. Deshalb möchten wir hier alle drei möglichen Zeitpunkte beleuchten.

1. Nach der Zwischenprüfung im Hauptstudium

Nach den meisten Prüfungsordnungen ist es grds. möglich, den Schwerpunkt während des Hauptstudiums (große Scheine) zu absolvieren. Das wird i.d.R. ab dem 5. Semester der Fall sein.
Dies kann im Hinblick auf die Möglichkeit, den „Freischuss“ in Anspruch zu nehmen, vorteilhaft sein. Denn für den Freischuss muss man sein Studium innerhalb der Regelstudienzeit absolvieren.
Dagegen spricht aber die Doppelbelastung durch die großen Scheine und die Prüfungen im Schwerpunkt. Wenn man z.B. zeitgleich die Seminararbeit (oft auch Studienarbeit genannt) im Schwerpunktbereich und eine oder mehrere Hausarbeiten im Hauptstudium schreiben muss, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man sich überfordert. Falls dann noch ein Praktikum hinzukommt, wird es brenzlich. Daher ist es - dafür spricht unsere jahrelange Erfahrung - für die allermeisten Jurastudenten besser, erst einmal scheinfrei zu sein, bevor sie mit dem Schwerpunktstudium beginnen.

2. Schwerpunktbereichsprüfung vor dem staatlichen Teil des Examens

Eins vorab: Es sollte Dir klar sein, dass Du keinesfalls den Schwerpunkt und die Vorbereitung auf das 1. Staatsexamen parallel angehen solltest. Derartige Fälle gibt es leider und sie enden häufig damit, dass man durchfällt oder mit schlechten Noten geradeso besteht. Die parallele Belastung ist schon, wie soeben dargestellt, im Hauptstudium schwierig und während der weitaus anspruchsvolleren Examensvorbereitung kaum schaffbar.
Ob man aber nun zuerst den Schwerpunkt und dann die staatliche Pflichtfachprüfung absolvieren sollte oder umgekehrt – daran scheiden sich die Geister.

Was spricht dafür, den Schwerpunkt zuerst zu absolvieren?

Ein großer Vorteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass Du diesen Bereich dann schon von Deiner Liste gestrichen hast. Im besten Fall hast Du nach Deiner Schwerpunktprüfung den universitären Teil Deines Studiums abgeschlossen und hast eine Hürde weniger auf dem Weg zu Deinem Ziel.
Zudem beschäftigst Du Dich in vielen Schwerpunktbereichen bereits mit dem examensrelevanten Stoff.
Auch ist der Schwerpunktbereich leichter als der staatliche Teil, und die Noten fallen dementsprechend viel besser aus. Eine gute Note im Schwerpunkt kann daher für die weitere Examensvorbereitung motivierend wirken.
Falls Dir noch Praktika oder ein Fremdsprachennachweis fehlen, kannst Du das eher während des Schwerpunktstudiums erledigen, weil es in der Examensvorbereitung keine vorlesungsfreie Zeit mehr gibt.

Welche Nachteile gibt es?

Da das Schwerpunktstudium in der Regel zwei Semester dauert, wird es für viele Studenten schwierig, den Freischuss zu schreiben.
Der Stoff mancher Schwerpunktbereiche ist nicht examensrelevant. Falls Du Dich also für Rechtsvergleichung o.Ä. entscheidest, hast Du ca. zwei Semester zwischen Hauptstudium und Examensvorbereitung, in denen Du Dich nicht mit dem examensrelevanten Stoff beschäftigst.

3. Erst der staatliche Teil, dann das Schwerpunktbereichsstudium

Was spricht für diese Vorgehensweise?

Im Falle einer nachgelagerten Schwerpunktprüfung hast Du den Vorteil, dass Du den staatlichen Teil Deiner juristischen Prüfung, das erste Staatsexamen, bereits hinter Dir hast. Die größte und wohl schwierigste Hürde liegt dann hinter Dir. Letztlich – da müssen wir uns nichts vormachen – ist der staatliche Teil viel wichtiger als der Schwerpunktbereich. Ohne den Druck der Examensklausuren kannst Du nun den Schwerpunkt entspannter angehen.
Nachdem Du Dich mindestens ein Jahr lang gründlich auf das Staatsexamen vorbereitet hast, hast Du auch bereits alle wichtigen Grundlagen gelernt, die für Dein Schwerpunktstudium wichtig sein könnten. Das wird Dir das Lernen um einiges erleichtern. Dadurch wirst Du höchstwahrscheinlich auch eine (noch) bessere Schwerpunktnote erzielen können.
Auch hast Du zwischen Hauptstudium und Examensvorbereitung keine zeitliche Unterbrechung. Daher ist zu Beginn der Vorbereitung auf das Examen das im Grund- und Hauptstudium erlernte examensrelevante Wissen oftmals präsenter, als wenn Du zuerst den Schwerpunkt machst.

Und die Nachteile?

Bei dieser Variante kann man nicht direkt mit dem Referendariat beginnen, sondern muss nach dem Staatsexamen den Schwerpunkt belegen. Falls Du z.B. noch einen Verbesserungsversuch schreiben willst, zögert sich das Studium dann merklich hinaus.
Wenn Du einen Schwerpunkt wählst, der nicht den in der Examensvorbereitung erörterten Stoff behandelt (z.B. Rechtsgeschichte), helfen Dir die in der Examensvorbereitung erlernten Inhalte und Fähigkeiten wenig.

Fazit: eine persönliche Entscheidung

Bevor man mit dem Schwerpunkt beginnt, sollte man scheinfrei sein. Daher ist die Doppelbelastung mit Hauptstudium und Schwerpunktbereich nicht anzuraten. Ob man nun aber den Schwerpunkt vor oder nach dem staatlichen Teil ablegt (sofern dies an Deiner Fakultät nicht vorgegeben ist), sollte sich letztlich nach den eigenen Vorlieben richten.
Beide Vorgehensweisen haben ihre Vorteile und die Nachteile. Mein persönlicher Tipp lautet aber: erst der staatliche Teil, dann der Schwerpunkt. Durch die Examensvorbereitung hast Du viele Kenntnisse, nicht nur materiell, sondern auch im Hinblick auf Gutachtenstil, Klausurtaktik und Zeitmanagement usw., mit denen Du im Schwerpunkt eine sehr gute Note erzielen kannst.
Egal, wie Du Dich entscheidest – die Kraatz Group, die Akademie Kraatz und die Assessor Akademie stehen Dir vom 1. Semester bis 2. Staatsexamen mit Kleingruppen und Jura Einzelunterricht zur Seite. Melde Dich gerne bei uns für einen kostenlosen Beratungstermin.

RA Mario Kraatz
Geschäftsführer und Gründer der Kraatz Group
 


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