Die besten Tipps und Tricks für Deine Jura Seminararbeit

 
19.08.2024 | von Dr. Robert König
 

 

Geheimtipps für die juristische Seminararbeit

Nachdem ich Euch in 4 Artikeln (diese sind am Ende dieses Beitrags verlinkt) erklärt habe, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, möchte ich Euch im heutigen Beitrag einige Insidertipps und Tricks aus meiner langjährigen Erfahrung mit der Korrektur von Schwerpunktarbeiten (Seminararbeiten) mitgeben. Diese Geheimtipps werdet Ihr von offizieller Stelle niemals hören und schon gar nicht in einem Handout der Uni finden. Über manche der heute behandelten Themen (z.B. Ghostwriting) wird nur hinter geschlossener Hand getuschelt.
Alle Tricks und Hacks zur Seminar- und Schwerpunktarbeit des Jurastudiums gelten übrigens eins zu eins für die Bachelorarbeit – sei es im integrierten Jura Bachelor oder im Studiengang Wirtschaftsrecht.

Den Aufgabensteller zitieren

Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wie die Themen der Schwerpunktarbeit entstehen? Diese werden in der Regel nicht aufwendig erarbeitet, sondern der jeweilige Lehrstuhlinhaber setzt sich kurz ein paar Minuten hin und zieht ein paar Themen, die ihm durch den Kopf gehen, aus dem Hut. Dies sind meistens Thematiken, die er Rahmen seiner Forschung selbst behandelt hat. Daher ist es wichtig, dass Ihr das Publikationsverzeichnis des Aufgabenstellers sowie alle sonstigen verfügbaren Materialien (Vorlesungsskripten usw.) nach Ihrer Relevanz für die Thematik recherchiert. Die allermeisten Professoren sind eitel und mögen es, wenn man sie zitiert. Ferner ist es unklug, im Rahmen der Arbeit eine Ansicht zu vertreten, die derjenigen des Aufgabenstellers widerspricht.

Checkliste Formalia: Literaturverzeichnis

In einem anderen Artikel habe ich bereits auf die Wichtigkeit der möglichst umfangreichen Auswertung der aktuellen Literatur hingewiesen. An dieser Stelle sollte sich der aufmerksame Leser fragen, wie der Korrektor dies erkennt? Durch das Literaturverzeichnis. Als Korrektor überfliegt man einmal das Literaturverzeichnis. Wenn dieses überdurchschnittlich viele Quellen, die dazu noch aktuell sind, enthält, lautet die Beurteilung später im besten Fall: „Der Verfasser wertet die einschlägige Literatur umfassend aus.“
Daher solltet Ihr am Ende der Schwerpunktarbeit Euer Literaturverzeichnis „aufhübschen“. Dazu geht Ihr wie folgt vor: Ihr nehmt Euch einen Kommentar zum Thema und sucht ein paar zusätzliche Quellen zu einzelnen Aspekten der Arbeit heraus, die Ihr dann nur einmal zitiert und ins Literaturverzeichnis aufnehmt. Vergesst aber nicht die betreffende Primärquelle vorab zu lesen, die Ihr zitieren wollt!
Achtung: Die hier dargestellte „Abkürzung“ kann Euch niemand vorhalten. Übertreibt das „Aufhübschen“ des Literaturverzeichnisses aber nicht, indem Ihr (wahllos) unzulässige Blindzitate aus einem Kommentar o.Ä. nutzt. Ihr solltet die zitierte Quelle stets zumindest überfliegen und in diesem Sinne nur Primärquellen zitieren.
Tipp: Am besten ist es, wenn Ihr die von mir vorgestellte Methode auf Seiten der Arbeit nutzt, die noch wenige Zitate enthalten. Es wirkt auf den Korrektor optisch besser, wenn die Fußnoten mehr oder weniger gleichmäßig über die Arbeit verteilt sind.

FAQs: Krankheit

Wenn Ihr während der Anfertigung der Schwerpunktarbeit erkrankt, geht zum Arzt und lasst Euch krankschreiben. Sodann schickt Ihr den Krankenschein ans Prüfungsamt mit der Bitte um Schreibzeitverlängerung. Diese wird im Regelfall gewährt.
Tipp: Wenn sich abzeichnet, dass Ihr die Abgabefrist nicht einhalten könnt, reagiert nicht erst kurz vor Fristablauf, sondern kümmert Euch rechtzeitig um eine Krankschreibung und Schreibzeitverlängerung.

Ghostwriting in Jura?

Jura ist ein Massenstudiengang und nicht wenige Kommilitonen kämpfen mit harten Bandagen um die besten Noten. Dieses in meinen Augen albernde Konkurrenzdenken solltet Ihr beiseitelassen. Schließlich wird Eure eigene Arbeit nicht schlechter, wenn auch andere Studenten eine gute Schwerpunktarbeit schreiben. Die Bewertung erfolgt unabhängig voneinander. Dennoch spielen viele Studenten mit dem Gedanken, einen Ghostwriter zu engagieren. Die Gründe sind vielfältig. Manche sind schlicht von der Schwerpunktarbeit überfordert und wissen sich nicht anders zu helfen. Mein Tipp an dieser Stelle, lasst diese Gedanken keine Realität werden.

Ghostwriting ist illegal

Ghostwriting stellt immer eine unzulässige Täuschung dar. Ihr müsst eine eigenständige Prüfungsleistung abgeben. Falls jemand für Euch die Arbeit schreibt, stellt dies immer einen Täuschungsversuch dar. Wenn Ihr erwischt werdet, könnt Ihr im schlimmsten Fall sogar exmatrikuliert werden. Im besten Fall müsst Ihr die Schwerpunktarbeit noch einmal komplett wiederholen.
Ghostwriting zu erkennen ist im Übrigen für einen erfahrenen Korrektor nicht sonderlich schwer. Manche Studenten kommen sicherlich durch, aber längst nicht alle. Wenn Ihr Eure Arbeit später verteidigen müsst, wie es an vielen Fakultäten vorgesehen ist, steigt die Gefahr, erwischt zu werden, exponentiell an.

Qualität der Ausarbeitung durch Ghostwriter

Den meisten Ghostwritern ist im Übrigen Eure Note egal. Je besser Eure Schwerpunktarbeit ausfällt, desto zeitintensiver ist das Schreiben. Daher versuchen die meisten Ghostwriter einen Mittelweg zu gehen. Spitzenleistungen dürft Ihr nicht erwarten. Letztlich ist es auch manchen Ghostwriter schlicht egal, wie Ihr abschneidet. Sie wissen, dass Ihr sie im Nachhinein für schludriges Arbeiten ohnehin nicht verklagen werdet, da dann die Täuschung auffliegen würde.
Außerdem ist die Qualifikation dieser generell undurchsichtigen Branche oftmals zweifelhaft. So viel sei gesagt. Es sind mitunter nicht die besten Juristen, die für andere die Studienleistungen schreiben. Eine Karriere als Anwalt ist weitaus lukrativer als anonym für oftmals nur 40 EUR die Stunde oder weniger fremde Arbeiten zu schreiben (mehr verdient man nicht bei durchschnittlich 80 bis 100 EUR die Seite). Da nehmen alle Handwerker höhere Stundensätze. Dafür muss man sich nicht das langwierige Studium der Rechtswissenschaft antun.

Lektorat in Jura

Investiert Euer Geld lieber in ein seriöses Fachlektorat. Dieses ist – entgegen mancher Gerüchte – stets zulässig und stellt weder Ghostwriting noch ein Plagiat dar. Eine qualitativ lektorierte Arbeit erzielt im Durchschnitt 1-3 Punkte mehr im Verhältnis zu einer Arbeit, die bloß von Freunden und Familie Korrektur gelesen wurde. Auch hier gilt aber: Qualität hat Ihren Preis.
Hütet Euch vor undurchsichtigen Angeboten mit Dumpingpreisen im Internet. Ich selbst hatte in meinem Lektorat schon häufig Anfragen von Doktoranden für ein Lektorat ihrer Dissertation, die zuvor schon ihr Geld und ihre Zeit an vermeintlich günstigere Anbieter verschwendet hatten. Letztlich ist es wie überall im Leben: Wer billig kauft, kauft doppelt.

ChatGPT & Co. in der Seminararbeit Jura

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI).
Eine Leistungsbewertung erfordert, dass der Prüfling die Prüfungsleistung eigenständig und ohne externe Unterstützung erbringt (Niehues/Fischer/Jeremias, Prüfungsrecht, Rn. 223). Falls die gesamte Prüfung oder wesentliche Teile davon vollständig durch ChatGPT oder andere KI erstellt werden, handelt es sich nicht um eine eigenständige Leistung (ähnlich wie das Ghostwriting). Es liegt eine Täuschung vor. Obwohl der Text nicht von einer Person erstellt wurde, sondern von einer Software, wird durch den Prüfling über die Selbstständigkeit der Erbringung getäuscht.
Im Gegensatz dazu gibt es keine rechtlichen Bedenken gegen die Verwendung von KI, wenn sie weiterhin für die Erbringung eigener Leistungen verwendet wird. Beispiele sind folgende:
  • als Suchmaschine zur Fachliteraturrecherche,
  • als Ausgangsideengeber für die Themenfindung (wenn man z.B. in einer wissenschaftlichen Arbeit wie einer Masterarbeit selbst ein Thema vorschlagen kann), solange daraus dann ein eigener Text entwickelt wird,
  • zur Verbesserung des eigenen Sprachstils (quasi wie eine Rechtschreibprüfung oder Synonymvorschläge).
Für einen besseren Sprachstil kann ich DeepL Write oder Quillbot empfehlen. Nutzt diese aber nicht, um fremde Texte umschreiben zu lassen. In diesem Fall liegt ein Plagiat vor. Die in meinen Augen beste Rechtschreib- und Grammatikprüfung im deutschsprachigen Raum bietet LanguageTool. Hier solltet Ihr die Bezahlversion (zumindest für den Zeitraum der Schwerpunktarbeit) kaufen, da diese auch ein Plugin für Microsoft Word enthält. Dieses funktioniert unter Windows exzellent, auf dem Mac leider weniger gut. Falls Ihr also Fans des angebissenen Apfels seid, müsst Ihr Euren Text über den Browser in LanguageTool hochladen.
Bevor Ihr jetzt auf die Webseite von ChatGPT wechselt, solltet Ihr jedoch Eure Prüfungsordnung lesen. An manchen Universitäten bestehen mittlerweile Einschränkungen hinsichtlich der Nutzung von KI.

Viel Erfolg bei Euren Seminararbeiten!

Ich hoffe, Ihr könnt einige meiner Tipps für Eure Schwerpunktarbeit mitnehmen und anwenden. Und vor allem: bleibt ehrlich. Ghostwriting oder Plagiate bringen euch nicht ans Ziel. Entgegen einem landläufigen Vorurteil sind auch Rechtsanwälte (das Berufsziel der meisten Juristen) keine Rechtsverdreher, sondern gem. § 1 BRAO ein unabhängiges Organ der Rechtspflege.
Anbei verlinke ich Euch die ersten 4 Artikel zur Seminararbeit:

Teil 1: Was erwartet der Korrektor?

Teil 2: Gliederung und Aufbau (Einleitung, Hauptteil und Schluss) der Seminararbeit

Teil 3: Tipps & Tricks

Teil 4: Wissenschaftliches Arbeiten (Recherche, Sprachstil, Formulieren & Argumentation, Zitierweise)

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Dr. Robert König
Mitgeschäftsführer Jura Essentials Verlag

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